Volltext: Zwischen Metz und den Vogesen (3 / 1915)

erträglich; es fehlt hauptsächlich an Trinkwasser, der 
regelmäßigen Kost und der Nachtmhe. Ich habe meine 
Reithose, seit ich sie angezogen habe, nicht mehr herunter¬ 
gebracht, da unser Nachtlager im günstigen Falle Stroh, 
außerdem die blanke Erde ist; man gewöhnt sich auch 
daran und schläft die paar Stunden, die man Zeit hat, 
ganz gut. Habe nun keine Zeit mehr zu schreibm; eS 
geht wieder weiter. 
Bilder des Elends. 
Daß ich im Feldzuge schon Gewaltiges erlebt habe, könnt 
Ihr Euch denken. Schauervolle Bilder! Als wir die Grenze 
überschritten, kam mir das Elend so recht zum Bewußtsein. 
Ein Gehöft, w m vom Grenzstein entfernt, noch deutsch, 
war von den Unfern in Brand geschossen. Das Vieh trieb 
sich hier hemm, ein angebranntes Schwein rannte uns 
am Walde entgegen. Am Wege aber saß ein altes Paar 
auf dem geretteten Gute. Er hielt die von Herzkrämpfen 
befallene Frau im Arm und suchte sie, selbst vor Schmerz 
fast blöd, zu ttösten. Und der Grund: Nicht 20 m weit 
im Walde lag, tot hingestreckt, ein etwa 20jähriges Mäd¬ 
chen. Ich deutete hin — er sagte nichts als schmerzerfüllt 
„Fille" (Tochter). Seine Tochter war dem Wüten der 
Schlacht zum Opfer gefallen. Wie wenig konnte ich doch 
den Alten ttösten! „Armer Mann! Das ist der Krieg" — 
zu mehr reichte mein französischer Sprachschatz nicht aus. 
Froh war ich, als wir diese Greuelstätte verlassen konnten. 
Sehr zu statten kommt mir, daß ich über einige fran- 
zösische Wörter verfüge. Vor einigen Tagen lag vor un¬ 
serer Stellung ein HauS. Die Bewohner sollten es nicht 
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