Volltext: Beiträge zur Geschichte Gleinks

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nicht wie die heutigen Hochöfen reines Roheisen, sondern ein Erzeugnis, 
welches Stahl und Schmiedeeisen enthielt, die getrennt und gereinigt 
werden mußten, bevor sie der Verarbeitung zugeführt werden konnten. 
Diese Scheidung und Reinigung war wieder Aufgabe der Hammerwerke, 
die sich im Enns- und Steyrtale ausbreiteten und die ganze Gegend 
mit regem und lautem Treiben erfüllten. 
Steyr war im Betriebe das dritte Glied, es hatte den Verlag und 
den Handel. Es bezog durch besondere Begünstigungen fast alles von 
den Innerberger Rad- und Hammerwerken aufgebrachte Eisen. Dieses 
Eisen mußte zunächst den Handwerkern des Steyrer Industriebezirkes 
überlassen werden, die aber ihre Waren vor allem wieder in Steyr 
verkaufen mußten. Das überbleibende unverarbeitete Eisen durfte ins 
Ausland weiterverkauft werden. So war Steyr schließlich der einzige 
Ort, in dem unverarbeitetes oder verarbeitetes Innerberger Eisen zu 
haben war. 
Was das für den Aufschwung der Stadt bedeuten mußte, liegt 
auf der Hand. 
Zum Eisenverlag war an und für sich jeder hausbesitzende Steyrer 
Bürger berechtigt; seit der Mitte des 16. Jahrhunderts aber war es be¬ 
stimmten Familien gelungen, ihn ganz an sich zu reißen. Mit ihren 20 
bis 30 Verlagshäusern beherrschten sie den Eisenhandel vollständig; 
untereinander blutsverwandt und verschwägert, gaben sie im Rat den 
Ton an und waren die eigentlichen Herren der Stadt. Sie bildeten 
auch das Rückgrat der religiösen Neuerungen.1) 
x) Dieser Satz stammt von mir und ist der Ausdruck meiner durch die 
Beschäftigung mit jener Zeit gewonnenen Anschauung. — „Manche dieser Eisen¬ 
händler erwarben sich Großgrundbesitz und Rittergüter und, erhielten sogar Adelsbriefe. 
Einzelne dieser Familien besaßen auch Rad- und Hammerwerke. Zu den hervorragenden 
gehörten die HändlBittner 540. So hat auch E. v. H an d e 1 -M azz e tt i in 
ihrem Roman „Stephana Schwertner" einen aus dieser Familie zum Haupte der 
katholikenfeindlichen Bewegung erhoben. Es gab zwei Handel-Familien; die eine 
stammte von Sebastian Handel, Bürger in Weyer (Preuenh. 268), die andere 
von Gotthart Handel, Hammermeister in Weyer (ebenda 314); diese Linie besaß 
das Gut in Ramingdorf. Joachim, der im Roman eine Hauptrolle spielt, gehörte 
der ersten Linie an; er war 1615—1616 Stadtrichter und 1619—1624 Bürger¬ 
meister (Pritz. Steyr 383 ff); 1611 war er Stadtkämmerer oder Baumeister und 
begann den gemeiner Stadt Getraid-Kasten gegen den neuen Tor über, den Inner¬ 
berger Stadel, in dem heute das städt. Museum untergebracht ist, zu bauen 
(Preuenh. 349); 1628 starb er in Ungarn (ebenda 268), wohl bei der katholischen 
Erneuerung aus Steyr ausgewiesen. Lindner schätzte seine Geistesgaben nicht 
besonders hoch; am 2. März 1620 berichtet er (367): In ipsis Bâcchanalïbus 
Joachimus Handl, consul civitatis, Styriae suas nuptias cum vidua quadam celebravit; 
tempori sese accomodanesiquidem eins Consilia vel nimis tarda vel nimis praepostera 
sunt.
	        
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