Volltext: Beiträge zur Geschichte Gleinks

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Da Lindner kirchliche Feierlichkeiten mit Vorliebe anmerkt, dürfen 
wir nicht annehmen, daß er wenigstens eine größere Anzahl von Pri- 
mizen mit Stillschweigen übergangen habe; es stimmt das auch mit 
der später zu erwähnenden Tatsache, daß dann Gleink in der Mitte 
des 17. Jahrhunders wegen Priestermangels der Aufhebung verfallen 
schien. Bezeichnend für die damaligen Verhältnisse in unserm Lande ist 
es, daß sich der Nachwuchs größtenteils von auswärts ergänzen mußte. 
Daß es manche unangenehme Erscheinungen gab, läßt sich er¬ 
warten. Derartiges erzählen die Gleinker Annalen von einem gewissen 
Petrus Walcher. Dieser war 1606, als die oben Seite 16 erwähnten 
Schwierigkeiten wegen eines protestantischen Begräbnisses in Haiders¬ 
hofen auftauchten, daselbst Seelsorger; er scheint sich bei der Ange¬ 
legenheit nicht nach kirchlicher Vorschrift benommen zu haben, denn 
er wurde nach Gleink berufen und dort wegen dieser Angelegenheit 
und wegen des Verdachtes, daß er die meisten beweglichen Güter ver¬ 
kauft habe und zu flüchten gedenke, in Haft gehalten; er verfaßte dann 
eine 4 Bogen lange Bittschrift: er wolle binnen zwei Jahren alle Gläu¬ 
biger befriedigen und ein guter Hauswirt werden; man möge ihm die 
Pfarre nicht entziehen,, denn sonst kämen zwei Personen, für die er 
infolge der Mißachtung des Kirchengesetzes zu sorgen hatte, an den 
Bettelstab.1) Über die Ordnung dieser Angelegenheit berichteii die 
Gleinker Annalen nichts mehr. Doch erfahren wir bei Lindner noch 
einiges, was auf die kirchlichen Verhältnisse jener Zeit ein bezeich¬ 
nendes Licht wirft. Petrus Wal eher war Profeß von Ottobeuern2) und 
war dort entlassen worden, um in Seitenstetten um Aufnahme zu 
bitten (257); er muß diese nicht bekommen haben, denn er weilte 
20 Jahre in Österreich, ohne einem Kloster anzugehören (292). Er war 
Pfarrverweser in Dietach und Haidershofen (257), suchte 1607 in Gleink 
um Aufnahme an (160), 1614 wieder in Seitenstetten (257), beidemal 
ohne Erfolg, und wurde 1615 Hilfspriester in Steyr (278). Endlich nahm 
ihn der Garstner Abt ex sinqulari qiiadam commiseratione für die Pfarre 
Steinbach an der Steyr auf (257), wo er 1622 senex iam das Zeitliche 
segnete (405). 
Im April 1614 weilte zu Gleink Benedikt Strobl, der schon ein 
zweites Jahr in Steyr Hilfspriester gewesen war, aber propter nimis 
liberarti linguam in DD. conventual s, maxime vero propter irregulari- 
tatem aliasque nonnullas levitates, tandem ad praecavenda alia quaedam 
incommoda vom Pfarrer entlassen worden war (253). Um von der 
Irregularität, deren Ursache unbekannt ist, loszuwerden, war er im 
'(Ann. 193 ff. 
2) Ottobeuern im bayrischen Allgäu; ehemals gefürstete Benediktinerabtei, 
gegründet um 764, jetzt Benediktinerpriorat.
	        
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