Volltext: Die Lösung des Fleisch-Problems

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regelmäßige Einfuhr gestattet ist. Es liegt im Belieben der Agrarier 
und sonstiger maßgebender Persönlichkeiten, ob sie die Einfuhr gestatten, 
Beweis dafür, daß der Gemeinderat von Graz darum betteln muß, daß 
man ihn: die Einfuhr argentinischen Fleisches gestatten wolle. Also nicht 
der Bedarf ist maßgebend, sondern diese Einfuhr ist an eine Erlaubnis 
gebunden, beliebt es diese nicht zu geben, da gibt es eben keine Einfuhr, 
und warum es keine gibt, das geht den Konsumenten gar nichts an, da 
sind die Agrarier tonangebend, die müssen erst gefragt werden, denn 
die Existenz und die hohen Viehpreise, welche sie fordern, sind viel 
wichtiger, wie die Ernährung der Bevölkerung. 
Sollte auch die Einfuhr des argentinischen Fleisches im größeren 
Maße gestattet werden, so werden die Großviehhändler und Agrarier 
dieses Geschäft an sich reißen und wieder den Preis diktieren, so daß 
dasselbe mit den inländischen Viehpreisen harmoniert. Die ganze Sache 
ist: Wasch mir den Wetz und mach ihn nicht naß". Man wird 
Mittel und Wege finden, diese Einfuhr unschädlich zu machen. Es gilt 
ja nur der Bevölkerung die Zähne nach argentinischem Fleische fange 
zu wachen- werden sich aber keine daran ausbeißen. Es gilt ja nur 
die Zeit totzuschlagen, und diese Zeit zur Ausbeutung gut auszunützen, 
indessen werden die Agrarier Mittel und Wege finden, um ihr Geschäft 
fortzusetzen, eventuell noch zu erweitern. Ein Uebel zieht das andere 
nach sich. Sämtliche Lebensrnittel werden gesteigert, keiner will bei diesen 
Preistreibereien zurückbleiben, jeder ist bestrebt auf Kosten des anderen, 
der Gesamtbevölkerung, sich zu bereichern. Jeder Verkäufer irgend einer 
Ware, besonders die mit Lebensmittel handeln, gebrauchen die Ausrede, 
daß sie bei den hohen Einkaufspreisen nichts verdienen und dabei geht 
es ihnen nicht schlecht. Heutzutage macht sich eben niemand ein Gewissen 
daraus, seinen Nebenmenschen auszuplündern. Die Bevölkerung steht 
dieser Willkür machtlos gegenüber, sie muß leben und den letzten Heller 
für Lebensmittel hergeben, wenn auch für die übrigen Bedürfnisse nichts 
übrig bleibt. Zuerst muß der Magen befriedigt werden, damit er dem 
Körper die Kraft zuführt, zu arbeiten, zu verdienen, wenn auch nichts 
übrig bleibt, wie das nackte Leben zu fristen. Den Höhepunkt haben 
wir noch nicht erreicht, man experimentiert, wie lange man noch die 
Saite spannen kann, bis sie reißt. 
Betreffs der Vieheinfuhr aus Serbien und Bulgarien haben die 
Agrarier das Kunststück fertig gebracht, daß nur geschlachtetes Fleisch zur 
Einfuhr nach Oesterreich-Ungarn hereingelassen wird, wegen der bösen 
Maul- und Klauenseuche. Auch bei der Einfuhr serbischen Schlachtviehes 
haben die Agrarier und Zwischenhändler ihre Hand im Spiele. Lebendes 
Vieh wird über die Grenze nicht hereingelassen, warum? das braucht 
man ja den Konsumenten nicht auf die Nase zu binden. 
Wenn aber dieses Vieh mit einer Krankheit behaftet, recht 
zeitig geschlachtet und als totes Fleisch eingeführt wird, dann ist es
	        
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