Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1917 (1917)

»nablässig feuernd« Batterie am besten über- 
Mpeln könnte. Die meisten waren für so- 
sitiges Losreiten, wenn das Wagestück auch 
«durch bedeutend erschwert wurde, daß die 
tanoniere durch den Angriff auf ihre Ka- 
Merietruppe gewarnt waren, und die Bat- 
«je eine sehr günstige hochgelegene Stellung 
Mhatte^,,Umso weniger werden sie sich einer 
ijreften Attacke versehen", meinte Leutnant 
Uder, der sich einen prachtvollen Braunen 
inter den erbeuteten Gäulen ausgesucht hatte, 
,a sein eigenes Pferd erschossen war. „Und 
mf ich an Ihrer Seite an der Spitze rei- 
im?" wandte er sich fragend an Rittmeister 
in» Frensdorfs. Statt aller Antwort gab 
W dieser die Hand und wandte sich zu 
jtiiten Leuten, die gleich den Offizieren Feuer 
nd Flamme dafür waren, daß man durch 
Uerrumpelung der Batterie den eigenen, 
Mam im rückwärtigen Gelände kämpfenden 
Znfanterieregimentern einen gefährlichen Geg- 
in vom Halse schaffe. 
Ein kurzer Flankenritt, der unter Bs- 
.mg aller Deckungen in weniger als zwei 
Muten glänzend ausgeführt wurde, brachte 
Ulanentruppe an die Ecke des Waldes, 
wo aus man den Ueberfall bewerkstel- 
ligen wollte. Von feindlicher Kavallerie keine 
Spur. „Wir kommen bis hin", frohlockte 
der junge Leutnant. Mit einem Ruck faßte 
der Rittmeister die Zügel straffer, ein Wink, 
md in donnernder Karriere raste die Rei- 
War die Hügelwelle hinauf. Eins . . . 
>mi .. . fünf . . . zehn — man war schon 
jckwegs; in diesem Moment waren sie ent- 
„Batterie schwenken .... halbrechts!!" 
tollte der Offizier, der die feindliche Stel¬ 
lung befehligte. Aber es war tu spät. Ehe 
die entsetzten Kanoniere das Manöver aus- 
führen konnten, waren die Ulanen wie die 
leibhaftigen Teufel über ihnen. Leutnant 
Röder, der zuerst oben anlangte, stürzte, von 
mehreren Revolverschüssen getroffen, über 
das nächststehende Geschütz herunter, der 
Braune, der ihn getragen, ging mit allen 
Vieren in die Luft und schmetterte zwei Ka- 
noniere dabei zu Boden. Die übrigen wa- 
ren im Handumdrehen niedergehauen: der 
Rittmeister insbesondere, der seinen Freund 
hatte schwergetroffen fallen sehen, schlug wie 
ein Rasender auf die Russen ein. 
Einige Augenblicke später waren sämt- 
liche Geschütze der Batterie vernagelt. Gerade 
wollten die braven Reiter ihre Verwundeten 
in den Schutz des nahen Waldes tragen, als 
ein donnerndes Hurra aus Tausenden von 
Kehlen über das Feld erscholl: die Jnfan- 
terie, von dem Geschotzhagel der Batterie be- 
freit, ging in eine weitere Vorwärtsstellung 
über. 
Als Leutnant Mar Röder von der an- 
kommenden Sanitätskolonne sorgsam auf die 
blutgetränkte Tragbahre gebettet wurde, 
meinte er, aus der Ohnmacht erwachend: 
„Alle vernagelt? Ra. dann laßt mich ruhig 
schlafen!" — — 
Der Tapfere ruht sich gegenwärtig im 
Lazarett von dem Ulanenstückchen jenes er- 
eignisvollen Tages aus, und die Aerzte wol- 
len vorläufig vom Ausreiten noch nichts wis¬ 
sen. Und auch vorläufig nichts von neuen 
Reiterstückchen. Das ist der einzige Schmerz 
unseres, mit dem Orden geschmückten, Helden- 
mütigen Ulanen! 
St. Elmsfeuer au der Tiroler Front. 
Man schreibt aus Innsbruck: Private 
«richten von einem Abschnitte der Tiro- 
d Front im Pustertale besagen von einem 
Mtigen Naturschauspiele, das sich den Sol¬ 
lten in den letzten Tagen in einer der Stel- 
Wen über 2000 Meter Höhe bei Tag und 
»»cht darbot. Seit dem Schneefalle der letz- 
m Tage, so meldet der Landesverteidiger 
w Seinen, zeigen sich in unseren Stellungen 
St. Elmsfeuer, eine Naturerscheinung von 
«derer Pracht. Zuerst flammte es auf 
m Gipfel auf, der in unserer Nähe empor- 
W und eine Höhe von 2696 Meter hat, 
M zuckten die lodernden, weithin sichtbaren 
mmmchen und Funken den Erat entlang, 
Mir in unsere Drahtverhaue, sie tanzten 
auf den Spitzen der Eisenstangen in den Hin- 
dernissen und spannen sich fort, so weit die 
Drähte reichten. Am Gewehr, am Bajonett, 
am Barte, ja selbst an der Nasenspitze summte 
und flammte der elektrische Funke ohne Unter- 
laß, ein prickelndes, etwas ungemütliches Ee- 
fühl erzeugend. Ganz besonders zur Nacht- 
zeit ruft das Elmsfeuer starke Effekte hervor, 
deren Wirkung in unserer Höhe und in un- 
serer hochromantischen Lage eine tiefgehende 
List, besonders bei Leuten, welche diese Erschei- 
nung und ihre Entstehung nicht kennen. Sie 
wurde in dieser Stellung zum erstenmal beob- 
achtet, und zwar, wie schon gesagt, nach dem 
letzten, ziemlich starken Schneefalle.
	        
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