Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1917 (1917)

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Plötzlich bemerkte man, wie das Kriegs- 
schiff seinen Kurs änderte und gleichzeitig die 
Fahrt verlangsamte. In der Sekunde darauf 
fegte der Eeschohhagel einer ganzen Breit- 
feite wenige hundert Meter von dem Zer- 
störer in den Wasserspiegel hinein. 
Eine zweite Salve folgte. „Sie feuern 
auf die heranschleichende Pest", schrie der Ka- 
pitän und beugte sich über die Reeling, als 
könne er so dem Kampfe besser folgen. 
Im selben Augenblick konnte die Be- 
mannung des „Orion" einem entsetzlichen 
Schauspiel beiwohnen. Ein furchtbares Don- 
nerkrachen übertönte mit einem Mal noch das 
gewaltige Rollen der Geschützsalven. Am Bug 
des Kriegsschiffes blitzte eine meterhohe Flam- 
menzunge in die Höhe, zwei kurze dumpfe 
Detonationen — der Zerstörer legte sich schwer 
auf die Seite, schwamm einen Moment kiel- 
oben und war dann in den Wogen ver- 
schwunden. 
Mister Johnson hatte mit aschgrau 
wordenem Gesicht dem schrecklichen Endakt 
Zweikampfes zugeschaut. Er stand noch « 
derselben Stelle, als urplötzlich das deutsch 
„U"-Boot wieder neben dem „Orion" aus 
tauchte, und der Kommandant ihm Miel 
nunmehr schleunigst dem erhaltenen Befehl . 
nachzukommen. 4 
„Was! Ihr wollt einem englischen Bii, ? 
ger vorschreiben . . . fahrt zur Hölle!" B, 
diesen Worten legte der Kapitän die Browni«, 
an; die Kugel pfiff dem Offizier am Kopsi 
vorbei, eine zweite streckte den neben ihn 
stehenden Matrosen zu Boden. „Gebt es tz t 
nen, den deutschen Piraten", brüllte Joh« r 
son triumphierend seinen Leuten zu. Aber el> 5 
diese dem Befehl nachkommen konnten, rojj 
das „U"-Boot schon wieder untergetaucht. - 
Genau zwanzig Sekunden darauf saß 
der „Orion", von einem Torpedo-Volltresß 
erreicht, mit Mann und Maus in den gi, 
rig aufschnappenden Rachen des Ozeans, j 
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Ter Jan! eines verwundeten Engländers. 
Es war nach der Erstürmung von H . . 
Nachdem alle Häuser der genommenen Ort- 
schaft von den Unseligen durchsucht waren, 
erhielt ein Feldwebel den Befehl, 
mit einem Gefreiten und drei Mann 
das Schlachtfeld abzupatrouillieren 
und die neuen Stellungen des Fein- 
des zu erkunden. Wir machten uns 
sofort auf den Weg. Nach einigen 
hundert Metern Weges trafen wir 
mit anderen Patrouillen zusammen, 
mit denen wir unsere Beobachtungen 
austauschten. Auch viele Engländer, 
sowohl tote als auch verwundete, 
lagen am Boden. Plötzlich wurden 
wir auf ein Geräusch aufmerksam, 
welches aus einiger Entfernung hör- 
bar wurde. Es war ein verwundeter 
englischer Infanterist, der vor 
Schmerzen stöhnte und fortwährend 
nach Wasser verlangte. Einer un- 
serer Begleiter reichte ihm seine Feld- 
flasche hin, deren Rest er mit einem 
Zug austrank. Nachdem wir noch 
seine Lage verbessert hatten, wandten 
wir uns zum Gehen. Doch noch keine zehn 
Schritte waren wir gegangen, als hinter uns 
ein Schuß krachte. Leider traf auch die Kugel 
ihr Ziel, das ihr das Auge des hinterlistigen 
Schützen gegeben hatte. Einer unserer Käme- 
raden stürzte tot zu Boden, von der Kugel1* 
schurkischen Engländers durch den Kopf oi 
troffen. Doch da kannte auch unsere W« 
keine Grenzen mehr. Der Feldwebel zog de 
Degen und gab dem verruchten Meucheln»« 
der den Todesstoß. Leider war unserem 
meraden nicht mehr zu helfen. Schon in © 
nigen Sekunden war er verschieden.
	        
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