Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1917 (1917)

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Der andere schlug fröstelnd den Mantel- 
kragen hoch. 
„Kühler Morgen heute. Und was tat 
der Mann, daß er so ganz besonders aus¬ 
gezeichnet wird?" 
Da erzählte der Adjutant, der gegenüber 
sab: 
„Es war bei der Erstürmung des Forts 
vorgestern. Eine feindliche Granate fiel mitten 
in eine unserer Batterien, ohne zu erplo- 
dieren. Da lag sie nun, und konnte jede 
Sekunde Tod und Verderben anrichten. In 
demselben Augenblick stürzte ein Kanonier, 
ein schmaler, blasser Mensch herzu, — packte 
die Granate und schleppte sie mit Ausbietung 
all seiner Kräfte, fest an den Leib gepreßt, 
— aus dem Bereich unserer Batterie. Sie 
konnte ihn jeden Augenblick zerreiben. Aber 
der Unerschrockene sagte nur: 
„Besser ich, als die ganze Batterie!" 
Als er ungefähr fünfzig Schritte fort 
war, warf er das Geschosz zu Boden und 
wollte dann selber flüchten. Es war zu spät. 
Die Granate explodierte und ritz ihm ein 
Bein und die halbe Schulter fort. Man 
brachte ihn ins Lazarett nach L. Er soll 
noch leben. Aber wie lange?" 
In den Augen des alten Grafen Gasten 
blinkte es feucht. 
„Er ist ein Held", sägte er leise, — 
„und das Vaterland kann stolz auf ihn sein. 
Hoffentlich komme ich nicht zu spät. Wie 
heißt er eigentlich?" 
Der Adjutant suchte zwischen seinen Pa- 
pieren. 
„Der Name ist mir momentan entfal¬ 
len, Exzellenz. Es soll ein Freiwilliger sein, 
der noch mit Mühe und Not im letzten Augen- 
blick aus Amerika herüberkam." 
Durch die langen Bettreihen der Ver¬ 
mündeten schritt der alte Graf Gasten. Ein 
Arzt führte ihn zu dem Sterbenden. 
Ganz in der Ecke stand das Bett. Im 
Dämmer von weitem schwer erkennbar. 
Der General trat dicht an das Lager^ 
das Kreuz von Eisen in der Hand. Tief 
beugte er sich über den Verwundeten. 
„Das schickt Ihnen unser Kaiser^ weil 
Sie ein Held waren lind Großes taten. Sie 
haben einer ganzen Batterie das Leben ge- 
rettet. Deutschland kann stolz auf Sie sein." 
Der junge Krieger wandte den Kopf 
herum und hob matt die Augen. Die sahen 
tief und brennend und in großem Erstaunen 
auf den alten General. 
v,Vater!" 
Mehr sagten die blassen Lippen nicht. 
Aber dann noch einmal: „Vater!" 
<87.if Gasten taumelte zurück. Er wäre 
fast gefallen. Aber er war ja Soldat und 
hielt sich eisern in der Gewalt. 
Tiefer beugte er sich über den Kranken» 
dem das Zeichen des Todes schon auf der 
Stirn geschrieben stand. Und mit zitternder 
Hand legte er ihm das schlichte Eisenkreuz 
auf die Brust. 
„Mein Kind! Gott sei gedankt! Nun 
stirbst du doch noch als Held fürs Vater« 
land." 
Der junge Krieger reckte sich. Ein Leuch- 
ten flammte über seine Züge. Noch einmal 
tastete er nach der Hand des Vaters. 
Der hielt die magere Sohneshand fest 
umschlungen. 
Und in beider Angesicht war tiefer Fris- 
den und heiliger Stolz. 
Dann drückte der greise General seinem 
Kinde die Augen zu. 
Die Schuld war gesühnt. Abgewaschen 
mit Blut für Deutschlands Ehre. 
HuMsristifches. 
Die gute Freundin: „Ihre Freun- 
din. mein Fräulein, scheint aber großes Ver- 
gnügen am Wintersport zu finden, nicht 
wahr?" — „O, nein, sie hat das Schnee- 
schuhlaufen nur darum so gerne, weil ihre 
großen Füße auf den langen Skis viel klei- 
ner aussehen." 
Grob. Passant: Jämmerlich, können 
Sie denn nicht ein bissei Tempo einhalten?" 
— Drehorgelspieler: „Für die paar Pfen» 
nige soll ich am End' noch a Konservato¬ 
rium besuchen?" 
Der Parvenü. „Herr Baron, meine 
Frau hat ein Verhältnis mit einem anderen, 
sagen Sie mir, was tut ein Gentleman in 
solch einem Falle? . . . geprügelt Hab' ich 
sie schon."
	        
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