Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1917 (1917)

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haltenen Wunde: ich wurde zum zweiten Mal 
bewußtlos 
Stunden muhten inzwischen vergangen 
fem. Eine schaukelnde Bewegung weckte mich 
plötzlich aus dem Hindämmern auf: ich lag, 
vorsorglich festgebunden, auf dem Rücken des 
Pferdes, während der Dragoner zur Seite 
schritt und mich mit starker Zand festhielt. Wie 
er mir mitteilte, war der verwundete Ka¬ 
merad, der sich inzwischen erholt hatte, vor- 
ausgeeilt, um nach Hilfe zu fahnden. 
Ehe diese eintraf, brach die Nacht an. 
Mein Gefährte lieh das Pferd an einer & 
schützten Stelle des Waldes halten, wo mit 
vor einem feindlichen Ueberfall wenigstens 
einigermaßen gesichert waren. Er bettete mich 
auf seinen großen Reitermantel und wich nicht 
einen Schritt von meiner Seite, als ich. vom 
Wundfieber plötzlich gepackt, mich stöhnend 
auf dem Boden herumwälzte. Er labte mich 
und hielt wie ein Freund bei mir aus, troll 
Hunger und Durst und Gefahr, in starler, 
hingebender, sich selbst vergessender Treue - 
er, mein guter, österreichischer Waffenbntbtr, 
Set italienische Konsul in konstantza aus offener Straße geohrseizl. 
Die Züchtigung des italienischen Konsuls 
erfolgte unter folgenden köstlichen Begleitum- 
ständen: Der italienische Konsul Dr. Belzoni 
ging mit dem bekannten griechischen Reeder 
Lascandis, dem Besitzer des Dampfers 
„Chios", auf dem Handelskai in Constantza 
spazieren und sprach über den „heiligen Krieg" 
Italiens gegen Oesterreich-Ungarn. Reeder 
Lascandis erklärte darauf dem italienischen 
Konsul, es sei eine Frechheit, diesen Raub- 
zug Italiens heilig zu nennen. Italien habe 
einen Treubruch begangen, der seinesgleichen 
in der Geschichte nicht habe, und jeder an- 
ständige Kaufmann werde sich nunmehr hüten, 
mit einem Italiener eine geschäftliche Trans- 
aktion zu machen, da jeder Italiener unter 
dem Hinweise auf den begangenen Wortbruch 
seines Königs wortbrüchig werden könnte. Der 
italienische Konsul geriet darauf in große Er- 
regung und schrie seinen Begleiter an: „Be- 
trachten Sie sich als kontrahiert! Meine 
Vertreter werden Ihnen heute noch Waffe, 
Ort und Zeit des Zweikampfes bekanntge- 
ben!" und wollte eiligen Schrittes davon- 
gehen. Aber Herr Lascandis packte ihn rasch 
beim Kragen, und mit den Worten: „Zeit 
— jetzt. Ort — hier und Waffe . . ver¬ 
setzte er ihm schallende Ohrfeigen! Passanten 
traten dazwischen, befreiten den italienischen 
Konsul aus seiner unangenehmen Lage und 
verhinderten so seine weitere Züchtigung. Der 
geohrfeigte italienische Konsul hat gegen Herrn 
Lascandis eine — Klage beim Tribunal in 
Constantza eingebracht. 
Mit den Worten: -/Zeit — jetzt, Ort 
hier und Waffe ..versetzte er ihm schal- 
lende Ohrfeigen!
	        
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