Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1917 (1917)

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an sich vollziehen zu lassen, damit „Kamerad 
futsches" vor elendem Tode bewahrt bliebe. 
So zahlte er seine Dankesschuld an uns. 
Die tapferen Sanitäter, die ihn Mit unseren 
Verwundeten vom Schlachtfeld geholt, hatten 
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in menschlich-hvhem Mitleid gehandelt .... 
er gab uns Mitleid zurück, Männliches Mit- 
empfinden, das nichts mehr weiß von Kampf 
und Haß — heiliges "Mitleid! 
König Peter von Serbien verlaßt sein Land. 
Ein albanischer Arzt hatte mitten in den 
»ilden Bergen Albaniens eine Begegnung mit 
König Peter in einem verfallenen, elenden 
Zause, das der Arzt auf der Reise nach 
Stutart als Nachtquartier benützen mutzte. 
Plötzlich kamen drei 
serbische Offiziere an 
und forderten Einlatz. 
Einer der drei war 
ganz zusammengebro- 
chen. In sein ver- 
trocknete? Zigeunerge- 
sicht hingen wirre 
weiße Haarsträhne, 
sein Schnurrbart war 
ganz zerzaust. Entset- 
zensvoll erkannte der 
Arzt in dem Jammer- 
greis König Peter. 
Der Offizier und zwei 
zwischen erschienene 
Soldaten brachten Ki- 
sten herbei, um dar- 
aus ein elendes La- 
ger für den König zu 
bereiten. Stumpf und 
stumm saßen die Of- 
fiziere umher. Der 
König weigerte sich, zu essen. Schlaflos ver- 
dachten alle die Nacht und setzten beim Mor- 
Mgrauen die Flucht in die finsteren, un- 
gastlichen Berge Albaniens fort. Wirkliche 
Freude an seinem Königtum hat ja der Nach- 
winme des Viehhirten Kara Georg („schwar¬ 
zer Georg") schwerlich während seines mit Blut 
Mitteten Königstums gehabt. Die blutbe- 
fleckte Krone war zu schwer für seinen kahl- 
gewordenen Schädel, und hätte man ihm die 
Wahl zwischen einer auskömmlichen Rente Und 
wn königlichen Purpurmantel gelassen, er 
mite ganz sicher, wären seine verwilderten 
Ahne nicht gewesen, die Rente gewählt, um 
tu Paris als König im Exil seine Schein- 
Herrlichkeit weiter zu leben. Auf sentimentale 
Teilnahme hat König Peter I. von Serbien 
ganz gewiß keinen Anspruch. Die ewige Ee- 
rechtigkeit hat sich an ihm vollzogen, doch 
das Urteil der Geschichte wird vielleicht einst 
milder über den verbrauchten. Willensschwächen 
Mann ausfallen, als das der Gegenwart. 
Dem serbischen Volke freilich, das nur in der 
verhältnismäßig kleinen Schicht seiner Macht- 
Haber gründlich verderbt und verrottet ist, in 
seiner Bauernbevölkerung jedoch unzweifelhaft 
einen guten, gesunden Kern besitzt, kann man 
nur Glück dazu wünschen, daß die Rolle des 
„schwarzen Peters" und seines Stammes für 
immer ausgespielt und das durch die unge- 
sunden politischen Verhältnisse bis an den 
Rand des Abgrundes gedrängte Land von 
einer Dynastie befreit worden ist, deren An- 
denken Schmach und Schande für Swig an- 
haften werden.
	        
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