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der gequälten Brust Franz Lautenhammers.
„Ha, sollte er es wagen, mein gutes Recht
mit Füßen zu treten und das Glück unseres
Lebens mit frevelhafter Hand zu zerstören!"
rief er bitter aus. „Ja, ihm wird es gelin-
gen, dem vornehmen Sohne des. reichen Fa-
brikherrn, der mit stolzer Verachtung auf den
armen Jäger herabsieht."
Schweigend verfolgte er dann wieder
seinen Weg. Vor seinem geistigen Auge zog
sein ganzes Leben mit all seinen Freuden und
Leiden vorüber.
Als sein Vater als Förster in den Markt-
flecken Eossenreuth versetzt wurde, zählte er
erst vierzehn Jahre. Damals hatte er sich
gefreut, in der kleinen Helene Bork, der Toch-
ter des Nachbarförsters im Dorfe Weissensee,
eine liebe Spielgenossin zu finden, und mit
der Zeit wurde aus dem Verhältnis der bei-
den Binder zu einander innige Freundschaft.
Dann nahte die Trennung. Franz bezog die
f orstschule und legte ein Jahr später mit
rfolg seine Prüfung ab. Nachdem er seiner
Militärpflicht genügt, blieb er noch ein Jahr
in der Fremde und bekleidete bei einem sei-
nem Vater befreundeten Förster die Stelle
eines Waldaufsehers. Dann aber sehnte er
sich nach der Heimat zurück, nach den Eltern,
nach Helene. Die Freude des Wiedersehens
mit seiner einstigen Spielgefährtin war groß?
und von dieser Zeit an begann die Freund-
schaft beider in ein stärkeres Gefühl inniger
Liebe überzugehen.
So verging ein Jahr und noch eins.
Franz, der jetzt Forstgehilfe seines Vaters
geworden war, harrte mit Sehnsucht des
Augenblickes, ws er zum Forstwart befördert,
seiner Helene ein eigenes Heim zu bieten
vermochte.
Doch mit des Geschickes Mächten
Ist kein ew'ger Bund zu flechten.
Schon bei seiner Rückkehr in die Hei-
mat hatte er mit Erstaunen bemerkt, daß
während seiner Abwesenheit von Eossenreuth,
dort eine große Ziegelbrennerei errichtet wor-
den war. Auf Befragen erzählte ihm sein
Vater, daß ein Kaufmann namens Miesbach,
kurz nach Franzens Abreise, dicht bei Gossen-
reuth ein sehr ergiebiges Lehmlager entdeckt,
dieses sofort gekauft und dann eine kleine
Ziegelbrennerei errichtet habe, die sich vor-
trefflich rentierte. Dann hatte Miesbach seine
Fabrik nach und nach vergrößert und konnte
jetzt einer sorgenfreien Zukunft entgegenblicken.
Franz freute sich über den guten Erfolg des
Unternehmens und machte auch bald darauf
die Bekanntschaft des mit ihm gleichalterigen
Sohnes des Fabrikbesitzers. Die jungen Leute
kamen oft zusammen, um sich über Jagd W
Wald zu unterhalten, denn Hans Miesbach
war ein aufrichtiger Naturfreund. Durch Franz
lernte nun der junge Miesbach auch Helene
Bork kennen, und obgleich er ihr Verhältim
zu Franz wohl kannte, regte sich doch in
ihm der Wunsch, das schöne Mädchen für
sich zu gewinnen. So erstand Franz Lauten-
Hammer in Johannes Miesbach ein gefähr-
licher Nebenbuhler, der mit der Aussicht ans
Reichtum und glänzende Stellung die Sinne
des sonst so biederen Försters Bork betörte,
„Ja, seitdem der im Forsthause ver-
kehrt", murmelte der junge Jäger draußen
im einsamen Walde vor sich hin, „scheint der
Alte mich immer mehr zu vernachlässigen. Den
Schmeichelreden des Fremden leiht er ein toiI<
liges Ohr. Das habe ich auch heute erst
wieder erfahren müssen, als ich im Forsthanse
war. Vielleicht kam Miesbach sogar absicht¬
lich zu gleicher Zeit mit mir zu Borks, um
vor meinen Augen Helene den Hof zu machen.
Bitteres habe ich da genug erleben müssen.
Ach, wäre dieser Mensch doch niemals hier-
hergekommen. O. ich hasse ihn. ich könnt!
ihn vernichten, ihn. den Räuber meines Eliik-
kes. Ich könnte ihn töten, wahrlich, ich —*
Ein krachender Donnerschlag lieh ihn zusani-
menfahren und erschreckt Halt machen. Dicht
neben ihm hatte der Blitz eine hohe Taniu
gespalten. „Himmel, war das ein Schlag"
kam es von seinen Lippen. „Ja", fuhr er
erregt fort, „heule, du Sturm, krache, allge-
waltiger Donner, zucke nieder, blendender
Strahl, so ist's recht, das paßt genau zu
meiner verzweifelten Stimmung." Und grell
auflachend, verfolgte er wacker seinen Weg
durch das Toben der Elemente in dem sin-
steren Walde.
Und fort und fort wütete das furcht-
bare Unwetter mit herniederströmenden Re-
gengüssen, krachendem Donner und fahl durch
die Dunkelheit leuchtenden Blitzen. Doch
horch! Was ist das? Das war nicht die
gewaltige Stimme des Donners, nicht das
Brausen des dahinfegenden Sturmwindes. Ein
anderer Ton, scharf, wie der Knall einer
Büchse, hallte im Toben der Elemente M
undeutlich vernehmbar durch den Forst.
Wer hatte geschossen, und was bezweckte
der Schuß in des Waldes Tiefe jetzt in dum-
ler Nacht?
II.
Am anderen Morgen herrschte in d«
Villa des Ziegeleibesitzers Miesbach grobe
Aufregung. Der einzige Sohn des Haus«
war am Nachmittage des verflossenen ,Ta°
ges ausgegangen und bis jetzt noch nicht