Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1917 (1917)

Jugendfreund Werner Frohmann getroffen 
und auch pflegen dürfen. Es war nur ein, 
kurze Spanne Zeit. Er traf schwer verww 
det hier ein und ist am zweiten Tage gesto» 
ben. Der Gruß seiner Walzerkönigin hat ih 
sehr erfreut und noch ein letztes Lächeln ab- 
gerungen. Und nun er für immer fort ist, 
da kann auch ich der Freundin mein stilles 
Geheimnis anvertrauen. Auch ich, Marths 
habe ihn heimlich geliebt. Auch ich trau«! 
nun um sein Scheiden. Im treuen Eedenlq 
seiner aber wollen wir fortan noch fester ki 
Band der Freundschaft schlingen, das 
beide bisher zusammenhielt. Lebe wohl, 
Martha. 
In Treue deine 
Helene Aschenbach." 
Wie ein göttlicher Strahl geht es über 
fein zuckendes Gesicht. Die Augen bitten. Da 
neigt sie sich tief über ihn. Im ersten Kusse 
vermählen sich ihre Seelen. 
„Dank, Dank, Helene! Nun wird alles 
gut . . . alles!" Ein Beben läuft ihm über 
den Leib. Sacht fallen die Augen zu. Noch 
ein Strecken und mit einem Lächeln sinkt der 
Kopf tief zurück. 
Helene berührt noch einmal mit ihrem 
Munde den seinen und lüfet ihm die Augen 
zu. Dann sendet sie ein heißes Gebet der 
entfliehenden Seele nach. — 
Eine Woche später lief daheim bei der 
Freundin folgender kurzer Brief ein: 
z, Meine liebe> gute Martha! 
Was ich als Zufall damals aussprach^ 
hat sich nun doch erfüllt. Ich habe unseren 
Aus Ofen-Pest meldet man: 
Gin verwundeter Sanitätskorpo- K 
ralj welcher nach der Säuberung MxH 
der Karpathen die Wälder und svl 
Schluchten absuchen mußte, erzählt MZ 
ein von Kameraden bestätigtes. ||X} 
seltsames Erlebnis, das er bei Raho W? 
hatte. Die geschlagenen und nach Ä 
Ealizien zerstreut zurückflutenden SM/. 
Russen retteten sich bekanntlich in 
manchem Versteck vor unseren In- |||| 
fanteristen und Artilleristen, die py» 
überall Hinschossen, wo sie einen mSm 
verborgenen Feind vermuteten. 
Auf einem waldigen AbHange hör- 
ten nun der Korporal und seine Ä3 
Begleitmannschaft eines Tages ib.\y 
klägliche Laute, die herzzerreißend 01A. 
klangen. Mit einer Tragbahre M 
kletterten einige Männer, nach- 
dem sie endlich den Ort, von dem 
die Jammertöne kamen, gefunden 
hatten,- zu einem dichten Busch 
hinunter. Sie bogen die Zweige 
auseinander, da lag ein großer Bär, der 
sich in fürchterlichen Qualen hin- und her- 
wälzte. Ein Schrapnell hatte ihm eine Vor- 
dertcche und das ganze Hinterteil zerschmettert- 
Sie bogen die Zweige auseinander, da lag ein 
großer Bär,- der sich in fürchterlichen Qualen 
und herwälzte. 
so daß er sich nicht von der Stelle beweg« 
konnte. Ein wohlgezielter Schutz machte seil«« 
Leiden ein Ende.
	        
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