Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr.... (1916)

Ueber die weitgewellten Luppen und 
Kämme des Thüringer Waldes lachte tief¬ 
blau der wolkenreine Sommer-Himmel. Er 
übergoß mit seligem Lichte die frisch abge¬ 
mähten Bergmatteir und lieh die schieferde- 
schlagenen Hütten des weit über dis Berg¬ 
welt blickenden Dorfes St. wie in Silber 
aufschimmern. Glasbläser hausten hier dro¬ 
ben. „Gläser", wie solche im Volksmunde 
heißen. Allerlei buntflüssiger Tand ging von 
hier aus weit in die Welt, vor altem aber 
setzte die Herstellung des Ehristbaumschmuk- 
kes gar viele Hände in Bewegung. Heute 
aber ruhte in den meisten 'Hütten die Arbeit. 
Die Stichflammen waren ausgelöscht. Nur 
da und dort zischle noch eine vereinzelt auf. 
Dafür sah man ernste Gesichter und manches 
Frauenauge, dem die letzten Tränen noch darin 
lagen. Der Krieg war urplötzlich aus- 
gebrochen. Wie ein reißender Wolf war 
er in deutsche Lande eingefallen und hatte 
auch hier oben in der stillen Siedelung den 
größten Teil der Männer vom Herd und 
Arbeitstisch mitgerissen. Was zurückgeblie¬ 
ben. waren Frauen, Kinder und die Alten. 
Und dann eine Handvoll Jungvolk, das einst 
bei der Aushebung por Jahren als unbrauch¬ 
bar abgewiesen worden war. 
Zu diesen zählte auch Balthasar Grei- 
ner. Am Nachmittag dieses Tages faß er 
vor seinem Arbeitsplätze. Die Stichflamme 
schien fast ihr Brausen zu verdoppeln, als 
wollte sie ihn aus allem Sinnen zur Tä¬ 
tigkeit zurückrufen. Doch über den mit Glas¬ 
teilen, Werkzeugen, fertigen Figuren bedeck¬ 
ten Tisch gingen die Augen des dunkeläugi¬ 
gen Burschen weit fort. Ueber die nahen 
Waldberge der schönen Heimat, über tief 
eingerissene Täler .... fort. fort in die 
blaue Ferne. 
Dort unten im Westen marschierten 
jetzt die Genossen seiner Jugend mit 
den gereiften Männern gegen den Feind. Alle 
Greiner des Dorfes — der ganze Bergstrich 
dieser Gegend war übersät mit Erejners! — 
waren zur Fahne einberufen worden. Nur 
ihn allein hatte man übersehen, vergessen. 
Fast finster ging sein Blick. Lohnte sich 
ihm denn überhaupt noch das Leben hier 
droben? Der Vater lag schon seit Jahren 
drüben an der Berglehne. Letzten Kerbst 
war ihm dann auch noch die Mutter gefolgt. 
Nun hauste er allein. Fleißig hatte er wei¬ 
ter geschafft, aber die rechte Freude war 
längst nicht mehr dabei gewesen. War an 
jenem Abend verflogen, da ihm Marliese, die 
Tochter die Schulmeisters, in einem kurzen 
Briefe, den er durchs Fenster auf seinen Tisch 
geworfen fand, Freundschaft und Neigung für 
immer aufgekündigt hatte. Und daß sie 
recht hatte, das hatte ihn am tiefsten ge¬ 
packt und am Herzen gerissen. Spielgenos¬ 
sen und Schulkameraden waren sie einst ge¬ 
wesen. Dann wuchs ein anderes Empfinden 
heran. Keiner hatte es ausgesprochen. Aber 
wie ein stilles Einverständnis hatte es noch 
festere Fäden zwischen beiden gesponnen. 
Vor ungefähr einem Jahre war es ge¬ 
wesen. In der Kreisstadt drunten im Lande 
hatte er zu tun gehabt. Das .war ein 
Sonnabend gewesen. Tags darauf trat er 
dis Rückwanderung an. Auf diesem Wege 
geriet er im Nachbardorfe in ein Tanzver¬ 
gnügen, an dem auch weibliche Sommergäste 
aus einer Großstadt teilgenommen hatten. 
Der dunkeläugige schlanke Bursche mußte wohl 
besonderes Interesse erweckt haben. Bren¬ 
nende Augen binden fester denn Ketten. So 
fühlte er sich auch bald im Banne einer über- 
lustigen, erlebnishungerigen Schönen. Trunk 
und Tanz umwirbelten ihm dis Sinne, und 
als er gegen Morgen sich dem Heimatdorfe 
zuwandte, im Osten bereits der junge Tag 
heraufwuchs, da hatte er nur im Nachwe¬ 
hen das füße Gefühl der toll durchfieberten 
Nacht. Augenzeugen, dis ihn beobachtet hat¬ 
ten, trugen dann das Ereignis hinauf. Da 
hatte es denn auch Marlies erfahren. Ihr 
Stolz und ihr verwundetes Herz entschieden 
rasch. Lieber keinen, denn so einen! Nicht 
Härte des Herzens, sondern allein Schmerz 
und Furcht gaben ihr die Worte ein, die 
nun beide einsam machen sollten. Denn von 
Stund an mieden sich die Jugendgenossen. 
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