Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr.... (1916)

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er den Augen des Mädchens entschwunden, 
- , . das starr, wie eine Bildsäule stand und die 
»en Kampf sich mes- schmerzenden Augen in das Dunkel der Nacht 
fen, nern, feige, yernuny» aus dem Hinter- bohrte, das feine geliebte Gestalt verschlun- 
halt! Ueberrumpeln den Arglosen, der jetzt gen hatte. 
schon auf dem Wege war zu ihr, von der Wenige Minuten später betrat Tatjana 
er wußte, daß diese eine karge Stunde, die wieder die Wirtsstube. Keiner bemerkte, wie 
er ihr schenkte, in der seine liebe Stimme blaß sie war. wie nervös ihre Lippen zitier- 
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mit leidenschaftlicher Hingabe zujubelte — 
ein Feind? Und vernichten wollte man sie 
und ihn, nicht im ehrlich« ~ ' 
sen, nein, feige, heimlich» 
— ^ 
ihr tausend süße 
Namen gab, dasß 
Einzige war, das? 
ihr das Leben hier^ 
lebenswert erscheinen!^ 
ließ! Und gerade!? 
seine Güte zu ihr? 
sollte sein Werder- | 
feen sein! Nein,? 
nein! Ohne zu den-? 
ken, ohne zu über-? 
legen, stürzte Tat-Z 
jana durch den Gar-Z 
ten dem Flusse zu.? 
Auch nicht ein Ge-? 
danke flog zu den? 
ihren, zu den Lands-? 
leuten, die sie ver¬ 
raten mußte, wenn! 
sie den Geliebten» 
retten wollte. Krieg 
ja, da es sein sollte! 
Aber dann doch ein' 
ehrlicher, Mann ge-s 
gen Mann, kein 
feiger Ueberfall aus 
dem Hinterhalt! Da 
tat sie nicht mit! 
Sie war an der 
Brücke; ihre schar¬ 
fen Augen unter¬ 
schieden einen dunk¬ 
len Schatten, der 
dieselbe jetzt ver¬ 
ließ und sich auf sie 
zubewegte. Sie 
stürzte mit ihrer 
letzten Kraft vor 
und wäre zusammengesunken, wenn der Mann 
sie nicht in seinen Armen aufgefangen hätte: 
„Tatjana — um Gottes willen — was 
ist denn?" 
„Franz — zurück — nicht eine Mi¬ 
nute verlieren — ein ganzes Bataillon 
Russen rückt an — die Brücke —" sie konnte 
nicht mehr sprechen. 
„Tatjana!" er hatte sie wild an sich 
gerissen und geküßt. Dann — wortlos, 
stieß er sie von sich und stürmte über die 
Brücke zurück wie ein Rasender. Bald war 
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»Franz 
„Ü-IUU5 — zurück — nicht eine Minute verlieren — 
ein ganzes Bataillou Russen rückt an — die Brücke —“ 
sie konnte nicht mehr sprechen. 
ten, wie angstvoll 
es in ihren Augen 
vibrierte, wenn sie 
lauschend den zierli¬ 
chen Kopf vorbog, 
als horchte sie. Und 
nun ging es wie ein 
elektrischer Schlag 
durch ihren schlan¬ 
ken Körper, aber 
auch alle andern 
fuhren in die Hö¬ 
he. Was war das? 
Ein lautes, heulen¬ 
des Poltern und 
Dröhnen, ein ohren¬ 
betäubender Knall 
— und da wurde 
auch schon die Türe 
aufgerissen und mit 
vor Entsetzen blei¬ 
chen Gesichtern stürz¬ 
ten Bauern herein : 
».Die Brücke — sie 
haben die Brücke in 
die Luft gesprengt, 
die deutschen 
Hunde!" — Zuvor¬ 
gekommen sind 
sie uns, zuvorge¬ 
kommen!" Wie ein 
Rasender heulte Pe¬ 
ter Petrowitsch auf 
und rannte mit den 
andern zur Türe- 
Keiner sah nach 
Tatjana, die mit 
einem erlösten Auf¬ 
atmen die Hände gefaltet hatte, wie zum 
Gebet. Aber Peter Petrowitsch, wandte sich 
an der Türe noch einmal um, er hatte seine 
Mütze vergessen. — Seine Augen weiteten sich, 
ein Haß erfülltes Verstehen lief über seine ver- 
Züge. Mit einem Ruck riß er die Pi¬ 
stole aus dem Gürtel: „Schamlose Ver¬ 
räterin!" ein Knall, ein Aufschrei und 
Tatjana sank zu Boden. Auf ihrem Gesicht lag 
noch im Tode ein Triumph auf die Tat, die 
den gerettet, den sie mehr geliebt als ihr Leben.
	        
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