Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1915 (1915)

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Schutze ihres Ansehens und ihrer Machtstel¬ 
lung, zur Sicherung ihres Besitzstandes nach 
langen Jahren des Friedens zum Schwerte 
zu greifen. 
Mit rasch vergessendem Undank hat das 
Königreich Serbien, das von den ersten An¬ 
fängen seiner staatlichen Selbständigkeit bis 
in die neueste Zeit von Meinen Vorfahren 
und Mir gestützt und gefördert worden war, 
schon vor Jahren den Weg offener Feind¬ 
seligkeit gegen Oesterreich-Ungarn betreten. 
Es schließt mit folgenden kraftvollen 
Sätzen: 
So muß ich denn daran schreiten, mit 
Waffengewalt die un¬ 
erläßlichen Bürgschaf¬ 
ten zu schaffen, die 
Meinen Staaten Ruhe 
im Innern und den 
dauernden Frieden 
nach außen sichern sol¬ 
len. 
In dieser ernsten 
Stunde bin Ich Mir 
der ganzen Tragweite 
Meines Entschlusses 
Und Meiner Verant¬ 
wortung vor dem All¬ 
mächtigen voll bewußt. 
Ich habe alles ge¬ 
prüft und erwogen. 
Mit ruhigem Ge¬ 
wissen betrete Ich den 
Weg, den die Pflicht 
Mir weist. 
Ich vertraue auf 
Meine Völker, die sich 
in allen Stürmen stets 
in Einigkeit und Treue 
um Meinen Thron ge¬ 
schart haben und für die 
Ehre, Größe und Macht 
des Vaterlandes zu 
schwersten Opfern im¬ 
mer bereit waren. 
Ich vertraue auf Oesterreich-Ungarns 
tapfere und von hingebungsvoller Begeiste¬ 
rung erfüllte Wehrmacht. 
Und Ich vertraue auf den Allmächtigen, 
daß Er Meinen Waffen den Sieg verleihen 
werde. 
Franz Josef m. p. 
Stürgkh in. p. 
Die Begeisterung in allen Teilen der Mo¬ 
narchie ist eine unbeschreibliche, auf die Mobi¬ 
lisierungsorder scharte sich alle einberufene 
Mannschaft unter die Fahne. 
Kaiser Wilhelm II. hielt, als es in Ber¬ 
lin am 31. Juli zu begeisterten Kund¬ 
gebungen kam, nachstehende markige An 
spräche: ]r 
„Eine schwere Stunde ist heute übe, kl 
Deutschland hereingebrochen. Die Neid« 
überall zwingen uns zu gerechter Verteidi & 
gung. Man drückt uns das Schwert ii h 
die Zand. Ich hoffe, daß, wenn es nidji 3 
in letzter Stunde meinen Bemühungen ge p 
fingt, die Gegner zum Einsehen zu brin 
gen und den Frieden zu erhalten, wir da; 1 
Schwert mit Gottes Hilfe so führen wer « 
den, daß wir es wieder mit Ehren in di, tz 
Scheide stecken können. Enorme Opfer ai @ 
Gut und Blut würde ein Krieg vom deut 1 
schen Volke erfordern, |. 
den Gegnern aber wüi « 
den wir zeigen, was es f 
heißt, Deutschland an 
zugreifen. Und nui j 
empfehle ich euch Gott < 
jetzt geht in die Kirche, i 
kniet nieder vor Eot! 
und bittet ihn m 
Hilfe für unser bravem 1 
Heer." i 
Auch König Lud r 
wig III. von Bayer , 
hat ein Manifest „Ai ! 
meine Bayern" erlasse« ' 
das mit folgenden Sätzei g 
schließt: 
„Bayern! Es gilt 
das Reich zu schütze« 
das wir in blutig« . 
Kämpfen miterstritt« : 
haben. Wir kenn« . 
unsere Soldaten uni : 
wissen, was wir M 
ihrem Mut, ihre 
Manneszucht und 
Opferwilligkeit zu ei 
warten haben. Got 
segne unser tapfere 
deutsches Heer, unser 
machtvolle Flotte uni 
unsere treuen österreichisch-ungarischen Wal 
fenbrüder! Er schütze den Kaiser, uns« 
großes deutsches Vaterland, unser geliebte 
Bayern!" 
Eingeleitet wurde der Krieg durch vö! 
kerrechtsverletzende Vorgehen, sowohl Sei 
biens als auch Rußlands und Frankreich; 
Die.ersten Gefechte an der serbischen Eren; 
haben begonnen, der Pulverturm von Belgra! 
wurde in die Luft geschossen und auf de 
Dächern mancher Häuser loht der Brand u«i 
auch längs der Drina, zwischen Bosnien ui« 
der Herzegowina, wird schon gekämpft. Da 
sind die noch wenig bedeutenden Einleitn« 
gen zum großen Drama.
	        
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