Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1915 (1915)

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So a Geschrei aber und Gelärm in der 
Nacht ist nit nach der Polizei ihrem Gusto. 
Und bald erscheint ein Beamter in Uniform 
und Sabel aus der.gegenüberliegenden Rats¬ 
wache und fragt den Hias, wie ihm geschieht. 
„Stet ist," erwidert Kias, „i will den 
Löwen wecken." 
„Warum willst denn?" 
„Dummes Geschwätz, i will da 'nei." 
„So a Lärm, wie D' machst, is nit er¬ 
laubt. Und wann D' weiter brüllst, nehm' j 
Di auf d' Wach." 
„Dös Müht kurios ausschaun," sagt Hias 
lakonisch und versetzt dem hartnäckigen Tor 
einen wuchtigen Tritt mit dem Stiefelabsatz. 
Dazu brüllt er aus vollem Halse: „Huber, 
Löwenwirt! Sperr auf, l han Durst!" 
„Bist stad! I arretier Di!" schreit nun 
der Polizist und packt Hias am Kragen. Der, 
nit faul, dreht sich um und haut dem Beamten 
eine Watschen 'nei. So a kräftige, wie's da- 
hoam Brauch is. 
Jetzt fangt der Skandal an. Der Polizei¬ 
mann pfeift, Hias brüllt, zwei andere Wach¬ 
leute kommen daher g'rennt und.meinen, weil 
der Hias brüllt, mütztens a brüllen und stim¬ 
men aus Leibeskräften mit ein. 
Wann's aber denken, den Hias mit leich¬ 
ter Müh' zur Wach' 'neizubringen, san's auf 
dem Holzweg. 
„I hab mei Liegerstätt im Löwen und 
nit auf der Wach," versucht er den Polizei- 
leuten klar zu machen. Die aber haben gar 
ein schweres G'merk und meinen, auf der Wach 
fei Hias besser aufgehoben. Und wie's halt 
hergeht irrt Gedräng, als Hias die Machleut 
anschreit und sie a Haderlumpen haatzt, rennt 
er mit seinem Gesicht gegen eine Polizeifaust, 
das; ihm die Zähn' in' Mund 'nei'g'schlagen 
werden und's Blut aus demselben läuft. Nun 
gibt sich Hias drein und wird eing'sperrt. — 
In der Früh führen's den Hias zum Amt. 
Er wird verhört. Die Polizeileut werden a 
verhört. Und da stellt sich die Sach heraus. 
's Protokoll wird aufgenommen und verlesen. 
Da steht's drauf: Der Hias hat nächtliche 
Ruhestörung gemacht, sich widersetzt, die Po¬ 
lizeileut beschimpft und einem Beamten eine 
'nei'g'hauen. 
„Ja," sagt Hias, „dös js richtig. Alles, 
was i g'macht hab, steht auf dem Papier. 
Aber, datz mir der Polizeileut die Zähn' 
ei'a'schlagen hat, dös steht nit da." 
„Die alte Geschicht!" bekommt er schnei¬ 
dig zur Antwort. „Wenn ein Betrunkener 
gegen einen harten Gegenstand stützt und sich 
Schaden zufügt, heitzt's allemal, er ist mitz- 
handelt worden. Das kennen wir schon." 
Hias reitzt Mund und Augen auf. Dann 
sagt er verschmitzt: „Und wann a Polizei¬ 
mann gegen an harten Gegenstand stützt, datz 
ihm der Backen schwillt, dann heitzt's alle¬ 
mal, er hat a Watschen kriegt." 
Das hilft aber dem Hias nte. Der Be¬ 
amte hat's auf den Diensteid genommen, datz 
er a Watschen kriegt hat. Hias wird verur¬ 
teilt, fünf Mark Straf wegen nächtlicher 
Ruhestörung zu zahlen und drei Tag.Arrest 
abzusitzen. 
„Du, da bist g'stimmt," sagt Hias, 
„Moanst, i hätt Zeit, mi hier drei Tag her¬ 
zusetzen? I hab dahoam zu tun. Wann D' 
was willst, setz Di selber hin." Spricht's und 
trollt sich davon. 
Der Löwenwirt wutzt schon, was die Glocke 
geschlagen. „Aber, Hias, was machst für 
G'schichten!" empfing er diesen. „Stellst die 
Stadt völlig kopfüber." 
„Dalketer Lapp, Du!" brüllt Hias den 
Huber an. „Du hast die Schuld. Was hast 
an Dein elendiglichen Haus ka Nachtglocken! 
Dös g'hört sie für a anständige Wirtschaft, 
wann's Gäst Haben willst, die nit mit dene 
Hühner ins Nest kriechen wie Du!" 
„Was sagst." fuhr Huber auf. „I hätt 
ka Nachtglocken?" Packt Hias am Kragen und 
schleppt ihn vors Tor. „Da, stet," schreit er
	        
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