Volltext: Die evangelische Gemeinde Wallern

so lag die Ursache in der sich allmählich ändernden Stellung des nach fünf 
jähriger Wartezeit doch endlich zum Superintendenten ernannten Pastors 
Steller von Thening, der bei den wachsenden Schwierigkeiten des Rates und 
der Feder des Wallerer Pastors je länger um so weniger entraten konnte. 
Wallern wurde immer mehr der religiöse Mittelpunkt der oberösterreichischen 
Gemeinden, und es gab Sonntage, an denen in dem überfüllten Bethause 
nahezu alle Gemeinden vertreten waren. Daß die Christenlehren nachmittags 
durch Beteiligung der Nachbargemeinden womöglich noch zahlreicher besucht 
waren, mag als Gradmesser des damaligen religiösen Lebens nicht unerwähnt 
bleiben. Ging es auch reichlich durch Dorn und Hecken, unter den äußeren 
Anfechtungen wuchs die innere Kraft der Gemeinde und reifte zu der Groß 
tat des Kirchbaues im Morgenrot endlich erreichter Freiheit. 
Das Jahr 1848. 
Was keines Kaisers Gnade den Evangelischen gewährt hatte, brachte im 
Sturmeswehen der Revolution das tolle rote Jahr 1848: „Freiheit, Freiheit 
von den Banden, die umwanden die Gewissen". 
Wie tief die Ankündigung der Glaubensfreiheit die Volksseele bewegte, 
geht auch daraus hervor, daß schlichte Gemeindeglieder zur Feder griffen, um 
ihrer Freude wie ihren Besorgnissen Luft zu machen. 
Johann Licht enwanger, Uhrmacher und Mitglied der evangelischen 
Gemeinde Wallern, gab eine Schrift heraus: „Ein Wort an die Christenheit", 
in welcher er die am 25. April 1848 erfolgte Proklamation der Konstitution 
und der damit verbundenen Glaubensfreiheit mit einer Frühlingsblume ver 
glich, welche die Aprilsonne hervorgelockt hat, die aber in ihrer Entfaltung 
durch ein Hagelwetter leicht ihr Grab finden könnte. Die bei Wimmer m 
Linz erschienene Schrift ist ein hohes Lied der Freude. „Auf, Protestantismus, 
erwache zum Jubel, erhebe dein Haupt zur Freude, denn der Tag des Sieges 
der Wahrheit bricht an. Auf, Tochter Zions, jauchze, denn die traurige 
Büßungszeit hat ein Ende erreicht.. Auf zur Freude, Bekenner der evan 
gelischen Wahrheit! Nehmt eure Harfen von Babylons Weiden, begrüßt mit 
Freudenschüssen die neue Zeit. Türme mit vergoldeten Kreuzen müssen 
emporragen und erhabener Glockenton uns entgegentönen, wenn wir zum 
Hause Gottes wallen. Vor allem aber schmücket Herz und Wandel mit rechtem 
Schmucke. Freiheit von der Sünde, das sei die Aufgabe des freien Volkes." 
Sorgenvoll ist das Schriftchen des Johann Eber st aller aus der Pfarre 
Wallern (gedruckt bei Haas in Wels), der die Regierungsmeinung geißelt, 
daß ein Volk auch dann vorwärts kommen könne und wenn es aus „lauter 
Krebsen" bestünde. 
Dazu erschien (bei Wimmer, Linz) die Neujahrspredigt 1849 
meines Großvaters über 1. Petri 1, 13—16, als Wegweiserin für die dunkle 
Zukunft mit dem getrosten Ausklang: „So sei nun Seele stille, vertrau ihm, 
dessen Wille die Welt erschaffen hat. Es gehe, wie es gehe, der Vater in der 
Höhe weiß endlich noch zu allem Rat." 
Die Wogen des Sturmjahres hatten meinen Großvater auf die Höhe all 
gemeinen Vertrauens in seine Tüchtigkeit gehoben. Er war es, welcher den 
Entwurf einer völligen Gleichstellung der evangelischen Kirche ausarbeitete, 
welcher den oberösterreichischen Landesständen überreicht wurde. Er und 
Senior Theodor Wehrenfennig von Goisern waren die von den Gemeinden 
gewählten Vertreter der evangelischen Kirche im oberösterreichischen 
Landtage (24. Juli bis 26. September 1848), welcher am 8. August ein 
stimmig die Anträge der Petition annahm, worauf mein Großvater namens 
der oberösterreichischen evangelischen Gemeinden der ganzen Versammlung 
und insbesonders den Würdenträgern der katholischen Kirche den wärmsten 
Dank aussprach. Eine beantragte Wahl in den Landesausschuß lehnte er mit 
Rücksicht auf seine Gemeinde und den bevorstehenden Kirchenbau dankend ab. 
Dagegen wohnte er als Vertrauensmann der im Sommer 1849 in Wien
	        
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