Volltext: Die evangelische Gemeinde Wallern

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minanten" (das ist herrschenden) Kirche zu beugen. Es sei hier an den 
flammenden Protest des aus Eferding abgeschobenen tapferen Schwaben 
M. Eisenbach als eines „blutenden Opfers der römischen Hierarchie" erinnert. 
Pastor Koch von Wallern sollte 1783 dem Kreisamte Linz über „Unfug 
im Bethause und schimpfliche Worte katholischer Geistlicher gegen Pastores" be 
richten. Er meldete: „Hier nichts vorgefallen — nur in den Prüfungsstunden (der 
Uebertrittsbewerber) oder auch von manchen Kanzeln wurden wir als Lügen 
prediger, Teufelslehrer, Ketzer geschildert und ohne alle Gnade dem Teufel 
und der Hölle übergeben". Solche Uebergriffe erschienen geringfügig, zumal 
es auch nicht an katholischen Geistlichen fehlte, welche in Christus den gemein- 
BethauS und Pfarrhaus 1S19. 
samen Mittelpunkt beider Konfessionen sahen, wie der Pfarrer Thaddäus Fink 
und sein Kaplan Georg Schiller in Hofkirchen oder der Kaplan Gugger in 
Wallern, der sich freimütig nicht zu den „Knechten des römischen Stuhles" 
rechnete (1821). Gugger ist auch der Verfasser des Liedes: „Mein Wallern 
liegt aus fruchtbar ebnem Grunde", dessen dritter Vers lautet: 
„Zwar sind die Leute zweier Kirchen Glieder, 
doch gleiches Streben nach dem Himmelreich 
und Nächstenliebe einigt beide wieder. 
Und so sind sie vor Gott als Brüder gleich." 
Bald sollte es gründlich anders werden. Ein zelotischer Kaplan hetzte und 
denunzierte in maßloser Weise. Das Jahr 1830 schloß mit nächtlichen Haus 
durchsuchungen, das neue Jahr verschärfte die rechtlose Lage der Evangelischen. 
Der Lederergeselle Siegert in Wallern wurde 1831 auf Veranlassung des 
Pfarrers an beiden Händen geschlossen nach Parz transportiert, ebenso ver 
schiedene Gemeindeglieder. Der evangelische Richter wurde mitsamt dem 
evangelischen Polizeimann in Wallern einfach abgesetzt und der Gemeinde 
erklärt, daß in Zukunft kein evangelischer Richter mehr gewählt werden dürfe. 
Im Tagebuche meines Großvaters heißt es: „Wir fühlen wie nie das eiserne 
Joch der Pfafferei auf unserem Nacken". „Alles ist gesperrt." „Was sind 
wir Protestanten in Oesterreich und namentlich wir Prediger? Sklaven sind 
wir, fremder Gewalt und der Willkür preisgegeben, Verdächtige, die unter 
steter Polizeiaufsicht stehen, Gefangene, die im Munde geknebelt, an Händen 
gefesselt sind,'damit ja unseren Lippen kein Laut entfahre und unsere Hände 
keinen Buchstaben schreiben; Leute sind wir, denen das Schwert des Damokles 
stets über den Häuptern ihrer Existenz schwebt; als Hunde geachtet, mit denen 
man nicht viel Federlesens macht; Lämmer, denen die Wölfe unaufhörlich 
das Wasser trüben, und die sich dann noch höhnisch den Vorwurf machen lassen 
müssen, daß sie ihnen das Wasser trüben, um nur eine Ursache zu finden, uns 
zu zerreißen. So war die Welt, so ist sie, so wird sie bleiben, feindselig dem 
Herrn und seinen Jüngern, bis er kommen wird als Sieger. Amen, ja komm, 
Herr Jesu, bald und hilf deinem Volke. Amen!"
	        
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