Volltext: Die evangelische Gemeinde Wallern

Württembergs ihres Glaubens leben zu können. 1651 bringt noch ein Ver 
zeichnis derjenigen, welche zu St. Marien(kirchen), Wallern und Krenglbach 
nicht gebeichtet haben. Hinderte den Pfarrer Bairhuber in St. Marien „Kor 
pulenz" an eifriger Seelsorge (1682), so führte der Vikar Perner in Wallern 
ein so ärgerliches und sittenloses Leben, daß er (nach 1687) heimlich entweichen 
muhte. Daß dadurch die Katholisierung nicht gefördert wurde, ist begreiflich. 
So berichtet 1698 der Pfarrer zu St. Marien, daß hier und in der Umgebung 
viele bloß äußerlich katholisch seien und mit Freuden sich für protestantisch 
erklären würden, wenn der Monarch die freie Uebung gestattete. In vielen 
Häusern seien lutherische Bücher vorhanden, ja es gebe sogar Vorleser aus 
denselben. 
Wenn es dann 1718 von Wallern heißt: „Alle katholisch", so bildete dieser 
Bericht vielleicht die Grundlage, daß 1721 Wallern von St. Marien getrennt 
und wieder zu einer selbständigen Pfarre erhoben wurde, zu welcher damals 
auch Krenglbach als Filiale gehörte. 
Als um die Mitte des 18. Jahrhunderts in der Umgebung von Gmunden 
das im Verborgenen glimmende Feuer noch einmal hell aufflammte und zur 
Verschickung von Hunderten evangelisch Gesinnter nach Ungarn führte, blieb 
es im Unterlande verhältnismäßig ruhig. Und doch gab es hier nicht wenige, 
welche das Ahnenerbs mit aller Treue bewahrten und sorgsam hüteten. Die 
Verstellung des Volkes entwickelte sich zur Kunst, mit der freilich auch die List 
der Feinde Schritt hielt. Ein Beispiel hiefür ist die Verschickung der Besitzerin 
des Alexandergutes zu Haag bei Wallern. Sie hatte an einem Donnerstag in 
der Fasten eine Leber gekocht, und zwar mit Erlaubnis des Pfarrers. Durch 
die Hinterlist des zweiten Geistlichen, der sich krank stellte und im Vorbeigehen 
um eine warme Suppe bat, wurde sie in Untersuchung gezogen und schließlich 
auf der Donau nach Ungarn verschickt. Als das Schiff vom Lande stieß, riß ihr 
noch ein Gerichtsdiener ihr neun Wochen altes Kind von der Brust. Einige 
Jahre später schlich sie heimlich in die Heimat zurück, ließ ihre vier Kinder in 
die Kammer des Wirtshauses zu Breitwiesen bringen, wo sie hinter Bett 
vorhängen versteckt, sich an ihrem Anblicke erquickte, um dann wieder die 
Heimat zu verlassen. 
Die letzte Person, welche aus der Gemeinde Wallern fortgebracht wurde, 
war die alte Breitenlohnerin von Edelgassen. Sie kam bis Ofen, wo sie die 
Nachricht von dem Toleranzpatente erreichte und wieder in die Arme ihrer 
Kinder zurückkehren ließ. 
Der Wiederaufbau zur Toleranzzeik. 
Selbst die Stürme einer mehr als 150jährigen Verfolgungszeit hatten das 
evangelische Glaubensleben nicht vollständig entwurzeln und vernichten 
können. Es war in die Tiefe gegangen, und als im Herbste 1781 Kaiser Josef 
das Toleranzpatent erließ, da regte sich alsbald da und dort wieder evange 
lisches Leben. Durch ein Zeitungsblatt war die frohe Kunde von 
Regensburg nach Wallern gedrungen und hatte nach ihrer Bestätigung durch 
den Pfleger von Freyling einen Sturm freudiger Bewegung ausgelöst. 
Während ringsum Scharten sich die Mehrzahl der Bauern als evangelisch 
bekannten, waren die führenden Persönlichkeiten mehr auf der Wallerer Seite 
(Hüttelmeier in Wallern und Weberbartl in St. Marienkirchen). Der erste 
Prediger (Thielisch) wurde noch gemeinsam von Teschen nach Scharten als 
dem Mittelpunkte der evangelischen Bewegung gerufen. Als sich aber bei der 
Gründungspredigt in Scharten am 9. Juni 1782 zeigte, daß die Zahl der 
Evangelischen für eine Gemeinde zu groß war, tauchte der Gedanke eigener 
Gemeindegründungen rings um die Urgemeinde Scharten auf. Eine kaiserliche 
Entscheidung vom 20. Juli 1782 lautete dahin, daß „dem Ansuchen der 
Akatholiken in den Pfarren Wallern, Krenglbach, St. Marienkirchen, Schönau,
	        
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