Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

jone gegen Italien in Verteidigungszustand zu setzen sei, um gegen alle Überraschungen von feiten Italiens 
gefeit zu sein. Die bezüglichen Arbeiten blieben dem italienischen Nachrichtendienste natürlich nicht unbekannt 
und hatten eine bedeutende Verschärfung seiner Tätigkeit zur Folge. Wie schwer unser Abwehrdienst dagegen 
zu arbeiten hatte, möge folgender Vorfall zeigen: In einer im Bau befindlichen Stellung im Pustertale 
wurde eines Nachts ein italienischer, angeblich botanisierender Professor dabei ertappt, wie er die betreffende 
Anlage abging. Er wurde wegen Spionageverdacht verhaftet und dem Gericht in Trient übergeben. Am 
Tage nach der Verhaftung protestierte nicht nur der italienische Konsul beim Militärkommando in Innsbruck 
gegen diese Maßnahme, sondern auch das italienische Außenministerium erhob bei unserem Außenministerium 
Beschwerde, so daß wir den Auftrag erhielten, den Verhafteten sogleich in Freiheit zu setzen und ihn lediglich 
über die Grenze abzuschieben. Inzwischen war bei der Kundschafterstelle das Gepäck des Professors einer 
eingehenden Untersuchung unterzogen worden, die einwandfrei ergab, daß der botanisierende Professor sich 
genaue Aufzeichnungen über unsere Verteidigungsanlagen gemacht hatte. Trotzdem blieb der Befehl zur 
Freilassung des Verhafteten aufrecht. 
An der Zollgrenze entdeckter Stiefel, in dessen Schnürsenkel geheime Nachrichten versteckt waren 
Der Abwehrdienst hatte aber auch auf einem anderen Gebiet eine erhöhte Tätigkeit zu entfalten. An- 
mittelbar nach Ausbruch des Krieges hatte die irredentistische Agitation in unserem südlichsten Landesteil 
so gut wie ganz aufgehört und unsere Wehrpflichtigen italienischer Nationalität folgten dem Mobilifierungs- 
befehl mit derselben Selbstverständlichkeit, wie die Deutschen des Landes. Nirgends hatten sich in dieser 
Beziehung Anstände ergeben. Ansere Heeresleitung trug daher auch keinerlei Bedenken, den in Rekonva¬ 
leszenz befindlichen Soldaten italienischer Nationalität die Bewilligung zu erteilen, die Zeit der Rekon¬ 
valeszenz in ihrer Äeimat zu verbringen. Zunächst lag kein Anlaß zu Beanstandungen vor. Bald mußte jedoch 
festgestellt werden, daß die Irredenta wieder eine erhöhte Tätigkeit zu entfalten begann und sich dabei in 
erster Linie an unsere Verwundeten machte, denen eingeredet wurde, daß sie der Krieg eigentlich nichts angehe, 
da er für deutsche Zwecke geführt werde, für die sie bereits genügend Opfer gebracht hätten. So ließen sich 
zunächst einzelne Leute zur Desertion nach Italien, wo man ihnen Arbeit und hinreichende Unterstützung zu- 
sagte, verleiten. Da die Desertion mit Rücksicht auf die infolge des fehlenden Paßzwanges höchst mangel- 
hafte Grenzabsperrung mit keinerlei besonderen Schwierigkeiten verbunden war, nahmen diese Desertionen 
bald in erschreckender Weise zu. Der Abwehrdienst konnte auch gegen die irredentistischen Agitatoren nicht
	        
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