Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

Bericht des Hauptmanns Zorer. 
FUr den 24. April 1917 harte ich folgenden Auftrag: 
„Die Lage der Infanterie der 17. Division im Abschnitt Bahn nördlich Gavrelle bis ausschließlich 
Noeux ist nicht geklärt. Nehmen Sie mit allen Mitteln Verbindung mit der vordersten Jnfanterielinie 
auf. In Richtung der genannten Linie wird unsererseits am frühen Morgen angegriffen." 
Am 6.05 Ahr vormittags startete ich bei Tagesgraueu. Am 6.20 Ahr vormittags beim Eintreffen 
über der Front (509 Meter) sah ich folgende Gefechtstätigkeit: Sperrfeuer beiderseits. Allerschwerstes 
deutsches Vernichtungsfeuer auf Gavrelle, ebensolches englisches auf Roeux. Ein weiteres Verweilen in 
500 Meter Köhe war ausgeschlosseu infolge zunehmender Geschoßböen. Führer geht auf 100—50 Meter 
herab. Während des Gleitfluges Abschießen von sechs rotgrünen Sternpatronen. Die Infanterie antwortet 
durch Auslegen weißer Tücher. Diese gestatten das Festlegen des Verlaufes der vordersten Infanterielinien. 
Das feindliche Mafchinengewehrfeuer auf das Flugzeug war dauernd hörbar, besonders über Gavrelle. 
(Laut Nachricht der Infanterie wurde das Flugzeug vom Kirchturm Gavrelle aus mit Maschinengewehren 
beschossen.) 6.50 Ahr vormittags Einstellen des englischen Sperrfeuers; deutsches Sperrfeuer wurde nur 
schwach fortgesetzt und nach vorwärts verlegt. Gleichzeitig beobachtete ich in Grabenstücken und Granat- 
löchern dichtgedrängte Gruppen von zum Angriff bereitgestellten Deutschen sowie sprungweises Vorgehen 
der Anterstützungen in die vordersten Löcher. 6.55 Ahr vormittags erfolgte der allgemeine Sturmangriff 
gegen Gavrelle—Roeux. Äierbei war beim Gleitfliegen aus unter 50 Meter Äöhe deutlich das Geschrei 
uud Armbewegungen unserer Infanterie zu beobachten. Weichende Engländer wurden sofort vom Flugzeug 
mit Maschinengewehren befeuert. Am 7 Ahr vormittags hatte eigene Infanterie die Straße Gavrelle— 
Roeux erreicht und blieb dort liegen. Ich flog alsdann nach Gavrelle, um dort den Stand des Kampfes 
zu beobachten. Trotz des schweren Kampfes wurde das Flugzeug von englischer Infanterie mit Gewehr 
und Maschinengewehren weiter befeuert. Ich sah gerade noch das Stocken des Angriffes beim Nordostteil 
der Trümmer von Gavrelle, als das Flugzeug Treffer in den Motor erhielt. 
Der Führer winkte wegen des gestörten Ganges des Motors zum Kehren, und es gelang, dank dem 
kaltblütigen, vorzüglichen Verhalten des Führers, beim Luftschutzoffizier der Gruppe notzulanden, von 
wo sofort die Meldung weitergegeben wurde. 
Bericht des Leutnants d. Res. Klinker. 
Am 25. September 1917, 6.18 Ahr abends, starteten Flugzeugführer Heuser und ich zum Jnfanterieflng. 
In 1000 Meter Höhe überflogen wir die Front und warfen unsere Bomben auf die feindliche Stellung 
etwa 400 Meter westlich Gerteaux-Fe. Darauf gingen wir tiefer in Richtung Pargny, um dann bei Fort 
Malmaifon wieder feindwärts zu fliegen. Da bemerkte ich aus der Richtung Eolombe-Fe. kommend vier 
bis fünf feindliche Jagdeinsitzer. Flugzeugführer Heuser drehte sofort von der Front ab und ging bis 
300 Meter herunter. Etwa zwischen dem Bassin und Monampteuil holte der Feind uns ein und griff uns 
von der Seite, von oben und unten zugleich an. Obwohl wir auf das Hochland zwischen Monampteuil und 
Laval bis aus etwa 10 Meter herunter waren, kamen noch zwei Spads von unten aus den Schluchten 
hervor und hängten sich noch eine Zeitlang hinter uns, fortwährend schießend. Vergebens erwartete ich 
die Hilfe der Flak oder Artillerie. Als der Feind von uns abgelassen, gab ich dem Flugzeugführer das 
Zeichen, höher zu steigen und nach Kaufe zu fliegen. Als wir etwa 500 Meter hoch waren, schüttelte er 
den Kopf und zeigte mit einer Hand aus die Brust. Ich merkte, daß er verwundet war, ermunterte ihn 
und zeigte ihm einen Landeplatz, wobei ich mich festschnallte. Plötzlich stieg die Maschine stark hoch, und 
gleich darauf fiel der Flugzeugführer nach vorne über das Steuer. Ich kroch durch den Spannturm und 
lag der Länge nach über dem Rumpfe, nahm Gas weg und hielt mit dem Steuer die Maschine waagerecht. 
Der ohnmächtige Flugzeugführer hatte das Seitensteuer links ausgetreten, die Maschine ging daher links 
weg und kam infolgedessen mitunter stark ins Rutschen. Aber dem Waldlager bei La Eanotte, östlich Möns, 
fing ich die Maschine noch etwas ab, um geringere Geschwindigkeit zu bekommen. Mit der linken Trag- 
fläche schlugen wir gegen einen Baum, das Flugzeug drehte sich einmal um sich selbst und schlug zu Boden, 
wobei es vollständig zerstört wurde. Der schwerverwundete Heuser. konnte durch herbeieilende Sanitäts- 
soldaten aus der Maschine gezogen und sofort verbunden werden. Der Absturz erfolgte etwa um 6.50 Ahr 
abends.
	        
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