Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

stellungen über die Truppen, aus denen hervorging, daß wir wieder einen stark überlegenen Gegner vor uns 
hatten, etwa 2200 Gewehre, allerdings nur 4 Maschinengewehre, aber 4 Geschütze, außerdem hatten sie noch 
über 1000 Mann in einem rückwärtigen Lager, die jedoch scheinbar nicht mehr eingegriffen haben. Nimmt 
man hinzu, daß die Verschanzung der Engländer doch kolossal stark und gut war, so kann man sich ungefähr 
ausmalen, welch einen schweren Tag wir hatten. Denn die Engländer, besonders die in der Boma, schössen 
verteufelt gut. 
Ansere Verluste an Toten sind immerhin nur 2l Europäer und einige 50 Askari, die Zahl der Verwun¬ 
deten ist ja recht groß (150 etwa), aber weitaus die meisten sind nur leicht verwundet und bald wieder dienst-- 
fähig. Aber alles Lob erhaben ist die Haltung unserer Askari, die wirklich Erstaunliches leisten. Man 
sieht, es kommt wirklich nur auf die Führung an, und sehr wesentlich ist, daß die Kompagnien reichlich mit 
guten Europäern besetzt sind. 
Das Gelände war so schwierig, daß schon dadurch allein die denkbar höchste Anforderung an jeden 
einzelnen Mann gestellt wurde. Das Vorwärtskommen in dem dichten Sisal, dessen scharse Spitzen von 
allen Seiten auf die Leute einstachen, keine Spur von Übersicht, so daß selbst der Zugführer kaum seinen Zug 
übersah, das wohlgezielte Feuer eines unsichtbaren Feindes, das alles waren Faktoren, die uns den Sieg 
ungeheuer erschwerten. 
Von unbezahlbarem Wert war unsere große Überlegenheit an Maschinengewehren, die geradezu glän- 
zend arbeiteten. Manchmal klang es einem wie Musik, wenn so ein paar deutsche M.--G. losrasten und einen 
ganzen Gurt mit einmal durchjagten. Dann wußte man, das hat wieder einmal gefleckt, denn umsonst schießen 
unsere Maschinengewehrschützen nicht! Sehr gut hat die Revolverkanone morgens am 19. Januar gewirkt, 
die wohl den Entschluß der Engländer, sich zu ergeben, beschleunigt hat. Wie sehr die Engländer im Druck 
waren, beweist, daß sie vor Schreck gleich zwei Kriegsschiffe auffuhren. Das zweite ist aber fang- und 
klanglos wieder abgefahren. 
And heute, den 25. Januar, wird voraussichtlich auch das Gros wieder abbauen, während Hauptmann 
Adler mit der 15., 17. und 1. Feldkompagnie hierbleibt. Damit wäre diese Aktion voraussichtlich erledigt. 
In den folgenden Monaten fanden häufig kleinere 
von feindlicher Seite ausgehend, im Kilimandscharo-Gebiete 
Schutztruppe die Wasserstelle Taveta auf britischem 
Feindes, sie wieder in Besitz zu nehmen, scheiterten 
Tagebuch des Landsturmmannes Guth (im Zivilberuf Missionar) der 6. Schützen-Kompagnie. 
29. März 1915. Die ganze Nacht hatte es tüchtig geregnet, und als ich früh 7.30 Ahr vor der Revier- 
stube stehe, höre ich plötzlich Maschinengewehrfeuer da draußen vor Taveta. Ich gehe aufs Kompagniebüro 
mit der Meldung, aber man lacht mich aus, das Wellbleckdach würde repariert. Ich bestehe aber auf meiner 
Meldung und trete vor das Äaus. Es hatte gerade ausgesetzt, da fing es wieder an: taktaktak. Als Alarm 
geblasen wurde, kam auch gleich die telephonische Nachricht von Leutnant Schneckow: „Die Engländer sind 
eben mit etwa 2—3 Kompagnien und 2 Maschinengewehren angekommen." Die 19. und 6. Kompagnie 
rückten nun sofort wieder ab, aber es war ein schweres Vorwärtskommen des aufgeweichten Bodens wegen. 
Ein Askari wirft unterwegs seine schlechten Stiefel weg, denn, sagt er, es wird da draußen bessere geben. 
Es dauert 2% Stunden, bis die 19. Feldkompagnie links den Berg umfassen kann und die 6. rechts. Anter- 
dessen senden die Engländer aus 200 Gewehren und zwei Maschinengewehren von 2000 Meter beginnend einen 
unausgesetzten dreistündigen Kugelregen auf den schwach besetzten Berg. 20 Askari und 4 Europäer saßen 
oben. Die nächste Stunde wurde so gut wie nicht geschossen von unserer Seite, um die Engländer in An- 
gewißheit zu lassen, ob der Berg mit einem Maschinengewehr besetzt ist oder nicht. Dann fingen wir langsam 
an zu feuern, alles 71er rauchstarke Gewehre. Man konnte sich schwer einschießen, da alles naß war. Wenn 
die Askari schössen und der Europäer fragte: „Äast Du was getroffen?", so antworteten sie, „Ja Kerr, er 
ist gefallen." Der eine hatte einen kolossalen Schmuck auf dem Kopfe, den er 1 Meter von sich auf die Mauer 
setzte, mit sich die Engländer auf diesen verschießen sollten. Als dann gegen II Ahr unsere Kompagnien
	        
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