Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

gesund und bleiben es! Soeben erfahre ich, daß nun auch der tapfere v. Briefen den Soldatentod gefunden hat. 
Kamerun kostet uns viel edles Blut, während uns der Gegner das Land verseucht. An der Küste soll es 
doch schlimm aussehen. Da fängt dann mit dem Frieden ein anderer neuer Krieg an. Bon Ihren schönen 
Erfolgen gegen die Franzosen hörte ich seinerzeit. Ich kann Ihnen erst jetzt dazu Glück wünschen, so gern ich 
Ihnen damals gleich geschrieben hätte. — Die Reserve-Abteilung II hat schwere Zeiten hinter sich und muß 
trotzdem immer am meisten heran. Es sind nun schon etliche 30 Soldaten tot und noch mehr verwundet, 
dazu drei Europäer gefallen, fünf verwundet. Vom Ngwe bis zum Mbila sind übrigens 14 Europäer-- 
gräber vom Gegner. Von unserer Abteilung waren drei Europäer tot und zehn verwundet, Farbige hat 
der Gegner mächtig verloren. Ich griff am 1l. Mai den Gegner in seiner festen Stellung am Mbila mit 
140 Mann an. Konnte gegen die dreifache Äbermacht zwar nicht ankommen, ging aber auch trotz energischer 
Gegenangriffe des Feindes mit M.-G. und Geschütz in zweitägigem Gefecht nicht mehr zurück, womit wir 
8 Kilometer zurückgewonnen hatten. Am 25.Mai griff der Gegner die Abteilung Eimer an, wobei Kehrer, 
der mit seinem Zuge zu Äilfe geschickt wurde, verwundet wurde. Armschuß und dabei noch linke Seite ver¬ 
letzt. Am 26. Mai früh war ich mit meiner Abteilung scharf am Gegner. Wir hatten uns von 6.30 Ahr 
früh bis 10 Ahr kolossal an den Äaaren, Gegner mit gewohnter Äbermacht, M-G. und Geschütz. Ich lag 
mit meiner Abteilung rechts und links einfach im Busch ausgeschwärmt. Es war ein kolossales Feuer, da 
Gegner absolut durchstoßen wollte, trotzdem er große Verluste hatte. Ich hatte auch schon mehrere Ver¬ 
wundete und zwei Tote, aber die Soldaten hielten sich schneidig, die Sache vom 11. Mai hatte ihnen Mut 
gemacht. Da bekam ich auf kaum 20Meter Entfernung Brustschuß, und im nächsten Augenblick 
Schumann ebenfalls Brustschuß links. Wir sind mit knapper Not noch herausgeschleift worden. Nach einiger 
Zeit kam Oberleutnant Reder und übernahm die Führung. Ich hatte also in der linken Seite Streifschuß und 
rechts Schuß durch das Schlüsselbein und Schulterblatt. Ich habe natürlich ziemlich geschweißt. Der Soldat, 
der zuerst herzusprang, bekam auch sofort Armschuh, durch den Brustschuß ist nun mein rechter Arm völlig ge- 
lähmt worden. Es geht ja schon besser, aber in die Front kann ich leider noch nicht. Das ist ein Jammer. Schu- 
manns Lungenschuß ist geheilt, und er ist schon wieder seit acht Tagen in der Front. Ich habe vier Wochen 
lang gemeine Schmerzen gehabt. Der Arzt sagt, daß ich ein bis eineinhalb Jahre rechnen müßte, bis es wieder 
mit dem Arm geht wie früher. Werde wohl zu Äause noch eine Nachkur machen müssen. Dauert der Krieg 
noch lange, gehe ich aber trotzdem erst wieder in die Front. Äier rechnet man allgemein damit, daß es bald 
Frieden gibt, mindestens mit Frankreich und Rußland. So dürfen wir doch fest hoffen, Kamerun zu halten. 
Das wäre doch schön. 
Aufzeichnung des Vizefeldwebels Fabian. 
Im Bakokogebiet zwischen Eseka und Ianndestraße stieß ich auf die Kompagnie, und meine Tätigkeit 
begann. Wir bekamen Befehl an der Bahnstraße Bidjoka—Sodibanga die Sicherung zu übernehmen. 
Am 6. Juni 1915 wurden wir Europäer von unserem Kompagnieführer Mellenthin gefragt, wer sich für eine 
größere Patrouille freiwillig melde. Ich trat vor mit noch einem Europäer (Name ist mir entfallen), und 
wir erhielten den Auftrag mit 40 Gewehren zwischen Ngwe und Ndnpe auf der Edea—Ianndestraße einen 
Älberfall auf den Feind auszuführen. Dieses gelang mir. Am selben Tage in den Nachmittagsstunden 
kam von Richtung Iannde her eine französische Kompagnie, die ich aus dem Arwald auf der langen Straße 
schon sehen konnte. Ich gab Anordnungen, nicht eher zu schießen, bis die Kompagnie in Äöhe unserer aus¬ 
gedehnten Feuerlinie wäre und ich den ersten Schuß abgäbe. Die französische Kompagnie, bestehend aus 
Europäern und Senegalesen, bemerkte uns nicht. Die Spitze von vier Senegalesen ließen wir ruhig vorbei¬ 
marschieren, und als die Kompagnie nun laut sprechend heran kam, nahm ich Korn auf den zu Pferde sitzenden 
Europäer, welcher sofort vom Pferde stürzte, und es begann nun ein kräftiges Feuer. Zwei weitere Europäer 
wurden von unseren Kugeln getroffen. Wie ich durch Entsendung von Patrouillen feststellen konnte, hat der 
Feind bis in die späte Nacht seine Toten begraben und viele Verwundete abtransportiert. Mein farbiger 
Sergeant sprang aus der Feuerlinie heraus und legte noch auf einen verwundeten Europäer, der sich durch 
Flucht am Chausseegraben retten wollte, an und tötete ihn ebenfalls. Dieses war der erste rückwärtige Älber- 
fall auf der Edea—Ianndestraße, den ich persönlich zu leiten hatte. 
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