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Leibgarde nach dem umständlichen Ceremoniell des vorigen Jarhundertes
meist nur zur Parade bestimmt. Bei hohen Kirchenfesten, bei Wahlen,
Einzügen und Leichenbegängnissen der Erzbischöfe gingen Leibgardisten
dem Fürsten zur Seite. So finden wir in der Beschreibung des Leichen¬
begängnisses Sigismund's von Schrattenbach 1771 die Leibtrabanten
mit abwärts gekehrten Partisanen zu beiden Seiten der Leiche gehend.
Hinter derselben schritten die Garde-Karabiniere (Pichler, 623). Beim
Einzuge des letzten Fürsten Hieronymus Colleredo 1772 ritten neben
dem mit sechs Mohrenschimmeln bespannten Wagen der Oberstallmeister
und Gardelientenant. Die Haiducken und Trabanten gingen nebenher.
Die Karabiniere mit zwei Trompetern folgten nach. (Ebend., 626.) Es
scheint, daß die Karabiniere zu Zeiten auch beritten eine Landesstreife
unternamen. Die europäische Fama (1705, 343) erzählt, daß die bairi¬
schen Rebellen am 15. November 1705 einen hochfürstl. Salzburg'schen
Karabinier zwischen Laufen und Burghausen attrapirt, ihm das Pferd und
alles genommen, was er bei sich gehabt, und ihn noch dazu mit Schlägen
so übel tractirt haben, daß er halbtodt auf der Straße liegen blieb.
Vordem hatte die Karabinier- und Trabantengarde nur einige Korporale
an der Spitze. Johann Georg Meindl war der erste Lieutenant und
damit Commandant der Karabinier- und Trabantenwache. Diese bildeten
zusammen einen Körper, die hochfürstl. Leihgarde. Wahrscheinlich hat
der Erzbischof Sigismund von Schrattenbach beim Antritte seiner Re¬
gierung 1753 dem ersten Korporal der Garde den Lieutenantstitel ver¬
liehen. Joh. Georg Meindl erscheint durch lange Jahre als Trabanten¬
oder Karabinierkorporal, endlich 1755 als hochfürstl. Karabinierkorporal
und Lieutenant. Der letzte regierende Erzbischof reorganisierte die
ganze Hofhaltung. Auch die Leibgarde kam an die Reihe. Nach den
Hofzahlamtsacten wurde ein adeliger Hauptmann gesetzt, ein erster
Wachtmeister mit zwei andern Wachtmeistern und 30 Mann. Jeder
Gardist erhielt 140 fl. Löhnung, ein Korn- und Bierdeputat. Erz¬
bischof Hieronymus schränkte die mittags und abends stark besetzte sog.
Offizierstafel, an der auch die Leibgarde teilnam, bedeutend ein. Sie
bot oft Besseres als die Fürstentafel. Dafür wurden Besoldnngs-
zuschüsse angewiesen. Auch sind die Wein- und Broddeputate, die
Gastereien an bestimmten Festen, die Spenden für die Hofdiener aus
dem Zehrgaden für immer aufgehoben worden. Die seitherigen Aus¬
gaben für Küche und Keller gingen von 50,000 fl. auf 33,000 fl, zurück