Volltext: Schützenobrist Johann Georg Meindl, der 'Student' aus Altheim, und der bairische Bauernaufstand im Rentamte Burghausen 1705 - 06

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als Kräpentrager nacher Österreich gezogen sein, willens sich in Ungern 
zu bettelt Rebellen zu schlagen*. Die vom Fürsten Ragoczy angestifteten 
Unruhen erfüllten schon durch mehrere Jahre das ganze Ungarland von 
der Siebenbürger Grenze bis über die Leitha. Graf Karoly war sogar 
bis Wien vorgedrungen. Er hatte am 9. Juni 1704 das wilde Gethier 
im kaiserlichen Thiergarten todten lassen. Es ist daher möglich, daß 
Meindl, um seinen Verfolgern um so leichter zu entrinnen, das Gerede 
verbreiten ließ, er habe sich nach Österreich begeben, um sich zu den 
ungarischen Rebellen zu schlagen. Doch eine wirkliche Flucht nach Ungarn 
halte ich nicht für wahrscheinlich. Was sollte der Erzbaier bei dem 
ungarischen Aufruhr? Als der Student das Löwenbanner mit den 
bairischen Rauten hoch in den Lüften schwang, trug er sich nickt, mit 
der Absicht, dem, Kaiser zu. schaden, ihm lag nur des Vaterlandes Selb¬ 
ständigkeit und des Kurfürsten Rückkehr am Herzen. Diese Pläne wurden 
für zehn Jahre begraben. Für ihn hatte die Rebellion gegen Österreich 
kein Interesse mehr. Meiner Ansicht nach hat sich Meindl nach dem - 
gänzlichen Erlöschen des Aufruhres sogleich nach Salzburg geflüchtet. \ 
Der Erzbischof Johann Ernest von Thun hatte für die bairischen Rebellen 
die Mittlerrolle beim Kaiser übernommen, Plinganser und Hoffmann hielten 
sich gleichfalls auf der Flucht längere Zeit im Erzstifte auf, bis sie den 
Kaiserlichen in's Garn gingen, dorthin wiesen Meindl auch seine alten 
Beziehungen als Student der Philosophie an der erzbischöfl. Universität. 
Aein-l in Sahbnrg'slhen Diensten. Zein Lebensende. 
Dem Studenten mag bei seiner Rückkehr nach Salzburg die Berufs¬ 
wahl schwer geworden sein. Nochmals zu den Büchern greifen, ging 
nicht, als Baccalaureus der Philosophie ein bürgerliches Geschäft treiben 
ging gleichfalls nicht, einen Soldaten abgeben, ging wiederum nicht. 
Wol hatte der ehemal. Schützenobrist zum Waffenhandwerk das meiste 
Geschick. Doch die Adeligen hatten damals sämmtliche Offiziersstelleu 
inne. Der Lebenslauf eines Musquetiers war wahrlich nicht verlockend. 
So trat Meindl in die hochfürstl. Trabanten- und Karabinier-Leib- 
garde in Salzburg. Hier war er als Soldat in seinem Element, hier 
hatte er eine sorgenfreie Lebensstellung bis in sein höchstes Greisenalter. 
Hier brauchte er kein unterthänigstcs, den Mannescharakter schändendes 
Memoriale an den Kaiser und dann an den Kurfürsten zu richten litte 
Plinganser, um von dem einen oder andern ein Amt zu erbetteln, noch
	        
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