Volltext: Schützenobrist Johann Georg Meindl, der 'Student' aus Altheim, und der bairische Bauernaufstand im Rentamte Burghausen 1705 - 06

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nicht mehr zu behaupten. Auch befand sich der Pfarrer von Pischels¬ 
dorf, des Kommandanten Bruder, in der Hand der Bauern. 
Nach 14tägigem Widerstände gab Tattenbach die Vertheidigung von 
Braunau auf. Die Landesvertheidiger besetzten das Wasserthor und 
die Kapuzinerschanze. Es wurden Geiseln ausgewechselt. Die Kapitu- 
lativn ward am 27. Rov. durch Hosfmann, Plinganser, Hauptmann 
Grünnelwöckh von den Dragonern, Mathias Spätt und M. Schatz, 
Pauersmanu, unterschrieben. Die Bedingungen finden sich im Memorial 
(136). Zur Abführung der Bagage der Besatzung sollten nach Plin- 
ganser nur drei Wägen bewilligt worden sein. Den wahren Sachverhalt 
erzählt er im Rechtfertigungsschreiben aü den Kaiser (121). In unserm 
Archive liegt von den in der Hauptfestung Braunau koinmandirenden 
kurbair. Offizieren voni 28. Nov. 1705 heute noch ein Befehl vor, daß 
man von der Hofmark Reifersberg und Umgebung am nächsten Morgen 
um 8 Uhr früh 24 Wägen zum Jnufer in Obernberg verschaffen solle 
zur Abführung der aus Braunau ausziehenden Garnison außer Landes. 
Nach Plinganser's Bericht hat die Eroberung von Braunau den Laudes¬ 
defensoren nur 3 Mann gekostet, den Belagerten bei 100. Derselbe 
bedarf gleichfalls einer Berichtigung. Nach der List« der teils ange¬ 
worbenen teils aufgestandenen bayrischen Bauerschaft sind bei einer Com¬ 
pagnie der regulirten Mannschaft die Hälfte (62 Mann), bei einer 
andern zwei Drittel (68 Mann) Zeit der Belagerung uingekommen. 
Ein Teil der Häupter von der Landesvertheidigung war mit den günsti¬ 
gen Bedingungen der Kapitulation nicht einverstanden. Man wollte 
dieselbe umstoßen, ,wan ich (Plinganser) nit denen Paurn, vnd insonder¬ 
heit dem Meindl, ein Sorg eingejagt hette, das auf ein widriges 
die Guarnison nit gedacht seye, auszuziehen vnd die Vöstung vns zu 
ybergebeill (120). Immer Cicero pro domo sua! 
Am 28. November abends begann der Ausmarsch. Die Belagerer 
forderten die Husaren zum freiwilligen Übertritte auf. 200 Bartl'sche 
Reiter namen bei den Landesdefensoren Dienste. Plinganser rechnet es 
sich zum Verdienste, daß er von General Tattenbach die Plünderung 
abgewendet. Mit Gewalt drang nämlich eine Räubersrotte in die 
Wohnzimmer des Generals. Schon wollte auf Plinganser's Geheiß 
der Stadthauptmann mit Kartätschen in den Haufen feuern. Darauf 
zerstreute sich die Menge. Auch die Galanterie Plinganser's gegen die 
Gräfin Tattenbach ist erwähnt. Den übrigen Offizieren geschah gleich-
	        
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