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berat für ihn tauge die Uniform besser, als der Talar; zu Zeiten seien
dem Erzbischöfe tüchtige Kriegsleute nöthiger, als Geistliche, deren er
ohnehin genug habe. Die Sägemühle in Moosach steht bereits auf
Salzburg'schem Boden. Dort zog Meindl die neue Uniform an und
schenkte das Gewand, welches er bisher getragen, seinem Laufboten. Er
wanderte fort nach Salzburg ratb kam nicht mehr zurück; der Kaiser
hatte ihn für vogelfrei erklärt.
Diese Sagen über Meindl's letzten Aufenthalt im Weilhart und
seine Flucht nach Salzburg waren einst im Munde des dortigen Land¬
volkes gang und gebe. Jnsbesonders erheiterten sie in der Umgebung
von Ueberackern die langen Winterabende während des Spinnens und
Spänemachens. Herr Pfarrer Saxeneder hat in seinen Knabenjahren
diese Erzählungen noch häufig mit Vergnügen angehört. Beim Abgänge
oder gänzlichen Aussterben der hausgesessenen Familien, besonders in der
Umgebung von Ueberackern, verschwinden die alten Sagen, wie bereits
bemerkt, mit jedem Jahrzehnt immer mehr aus dem Munde des Volkes.
Halten wir diese Volkssagen über Meindl's letzte Schicksale im Weil¬
hart mit der beglaubigten Geschichte zusammen, so sehen wir klar, daß
ihnen der historische Hintergrund nicht fehle. Dieselben ergänzen treff¬
lich das Bild, welches wir über den Schützenobrist und den obristeu
Offizier der zusammenrottierten bayerischen Bauern entworfen haben.
Sie scheinen es deshalb wert zu sein, der Vergessenheit entrissen zu
werden.
Zum Schluffe sei dem hochw. Herrn Pfarrer Joseph Saxeneder für
die sehr gefällige Mittheilung dieser geschichtlichen Sagen aus dem Munde
seiner Eltern, Großeltern und Urgroßeltern der ergebenste Dank ausge¬
sprochen. Mögen ihm diese Zeilen als ein Blatt angenehmer Er¬
innerung an die schönen Tage der Jugend und an die seit den ältesten
Zeiten geschichtlich merkwürdigen heimatlichen Gefilde zwischen den Ufern
der Salzach und dem poesiereichen Weilhart gelten. Mögen dieselben
auch bei dem Freunde der vaterländischen Muse gütige Aufnahme finden.