Volltext: Führer durch Bad Hall, Oberösterreich

Gewürzen, essigsauer zubereiteten Speisen etc. etc. — doch 
davon soll später noch die Rede sein und wenden die gleiche 
Vorsicht auch für die Schleimhäute der Luftwege an; wir 
warnen vor dem Aufenthalt in rauchiger, unreiner Luft, vor 
Staub, jähem Temperaturwechsel und Erkältung. Bei Beobach¬ 
tung dieser Vorsichtsmaßregeln gelingt es fast ausnahmslos, 
die durch Reaktion der Schleimhäute bedingten Störungen der 
Kur abzuhalten. 
Trotzdem standen lange Ärzte und Publikum in gleicher 
Weise der Verwendung des Jodes als Heilmittel ablehnend 
gegenüber. 
Als Beweis dafür zwei Stellen aus Bismarcks Briefen 
an seine Frau. Am 6. Februar 1851 schreibt er ihr auf die 
Mitteilung, daß ihr Hausarzt am Lande gegen Drüsenschwel¬ 
lungen, die bei einem der Kinder nach Scharlach aufgetreten 
waren, Jod verordnen wolle, ganz aufgebracht: „Was will er 
mit Jod bei dem Jungen? Leide das nicht — Jod ist sehr 
giftig" und am 10. desselben Monats: „Mit Simon habe ich 
npchmals wegen Jüngchen gesprochen; er sagt, die Drüsen¬ 
schwellungen wären ganz ungefährlich — ; laß also das infame 
Jod beiseite, der Junge wird es sonst am Ende jahrelang 
spüren, an Zähnen und anderen Teilen. Wenn die Drüsen auch 
dick werden, das vergeht, ohne gleich etwas dagegen zu 
medizinieren." Die Drüsen wollten aber trotz dieser guter) 
Meinung von ihnen nicht von selbst vergehen und Simon, der 
berühmte Berliner Arzt, scheint sich, durch Bismarcks An¬ 
frage angeregt, in den nächsten Tagen über das ihm bis dahin 
unbekannte Jod, seine Anwendung und Wirkung etwas ein¬ 
gehender informiert zu haben, so daß Bismarck am 18. Februar 
des gleichen Jahres einem neuerlichen Schreiben an seine Frau 
das P. S. nachsetzt: „Simon meint, Jod schade nicht und sei 
das beste Mittel gegen Drüsenschwellungen; er muß es besser 
wissen, aber nur nicht zu viel davon." 
Leider ging die Bekehrung bei den meisten anderen 
Ärzten und gar beim Publikum viel langsamer vor sich; in 
den Kreisen des letzteren stößt die Anwendung von Jod viel¬ 
fach auch heute noch auf schier unüberwindbare Hindernisse; 
besonders der weibliche Teil unserer Patienten fürchtet alle 
möglichen schlechten Folgen von Jod. Die Damen fürchten 
zwar nicht, so wie Bismarck, in erster Linie für ihre Zähne, 
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