Volltext: Führer durch Bad Hall, Oberösterreich

Jahre 1836 angewandt — eroberte es sich bleibende Ver¬ 
wendung. Jene Zeit des therapeutischen Nihilismus war zwar 
für die Einführung eines neuen Meilmittels nicht sehr günstig 
und insbesondere ein so energisches Mittel mußte das Mi߬ 
trauen und die Gegnerschaft jener großen Schar erregen, 
welche der damaligen Mode in der Krankenbehandlung, dem 
Laissez aller, huldigten. Jod, in was immer für einer Verbin¬ 
dung ist ein starkes Mittel; gerade seine heilbringenden Eigen¬ 
schaften, die große Affinität zu Eiweiß und Schleim? wurden 
für die Gegner Waffen zu seiner Bekämpfung. 
Jod übt infolge seiner großen Verwandtschaft zu Schleim, 
Eiweiß, Kohlensäure, sowie salpetriger Säure reizende Eigen¬ 
schaften auf die Schleimhäute aus; das kommt so: die Schleim¬ 
haut ist ein sezernierendes (ausscheidendes) Organ; die in 
den Organismus eingeführte Jodverbindung, z. B. Jodkalium, 
wird teilweise durch die Schleimhäute, sei es noch als Jod¬ 
kalium, sei es schon als irgend eine andere Verbindung, aus¬ 
geschieden; im Sekrete der Schleimhaut finden sich nun 
massenhaft von den oberwähnten Affinitäten (besonders sal¬ 
petrige Säure kommt in Betracht, welche sich aus den Nitrit¬ 
lösungen des Schleimes bei Anwesenheit von CO2 bildet), zu 
deren Gunsten sich die Jodide teilweise spalten; einerseits wird 
Alkali frei, das sofort mit der CO2 etc. Verbindungen eingeht, 
anderseits bildet sich die äußerst leicht zersetzliche HJ, die 
teils als solche, teils unter neuerlicher Spaltung in Wasserstoff 
und freies Jod Verbindungen mit organischen Substanzen ein¬ 
geht und bei diesen Vorgängen die Schleimhaut reizt. Wir 
schützen uns gegen diesen unwillkommenen Reiz dadurch, daß 
wir zu Beginn einer Jodkur nur kleine Dosen der einzuver¬ 
leibenden Jodverbindung, respektive in unserem Falle der Jod¬ 
quelle nehmen lassen und erst allmählich zu größeren Dosen 
übergehen; da sich der Organismus und damit auch die Schleim¬ 
haut, wie die Erfahrung lehrt, an den Jodreiz mit der Zeit 
gewöhnen, so vermeiden wir dadurch das Auftreten heftigerer 
Reizzustände. 
Zu dem gleichen Zwecke bemühen wir uns auch wäh¬ 
rend einer Jodkur alles ferne zu halten, was irgend eine 
Schleimhaut irritieren könnte; wir verordnen eine bestimmte 
Diät, welche erfahrungsgemäß die Schleimhäute des Verdau¬ 
ungstraktes nicht reizt; verbieten insbesondere den Genuß von 
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