Volltext: Schutzmittel der Alpenflora

Höhe entnommen und in eine Bodenmischung gesetzt, die 
man von der oberen Station nach Paris brachte. Außer 
diesen Versuchen machte man auch solche mit Aussaat von 
Samen und tägliche Beobachtungen an wildwachsenden 
Pflanzen verschiedener Höhen. Bonniers Untersuchungen 
haben nun neben anderen Ergebnissen auch gezeigt, daß 
das Pflanzenblatt unter dem Einflusse des Alpenlichtes 
eine viel größere Zahl von Palisadenzellen hervorbringt, 
welche die eigentlichen Organe der Ernährung sind, daß 
es weiterhin eine gröäßere Menge von Spaltöffnungen 
erzeugt, durch die auch mehr kohlensäurehältige und 
atmosphärische Luft zu den inneren Geweben strömen 
kann, daß also die Assimilations-Tätigkeit der Pflanze 
auf den hohen Alpen eine viel stärkere ist als in der 
Ebene. Die gesteigerte Ernährung der Alpenpflanze be— 
dingt demnach eine stärkere Ausbildung der Blätter und 
Zweige und eine größere Verästelung der Wurzeln 
behufs Aufnahme und Aufspeicherung von Bau— und 
Reservestoffen. Die Kulturversuche haben weiterhin 
nachgewiesen, daß das starke VLicht des Tages die 
Streckung der Stengelglieder zurückhält, während die 
dunkle Wärme der Nacht das Längenwachsstum der 
Sprosse kräftig fördert. Jedermann bekannt ist ja die Tat—⸗ 
sache, daß die Kartoffeln im Freien kurze und kräftige, 
im dunklen Keller aber lange und dünne Triebe ent— 
wickeln. Die helle Wärme des Tages begünstigt somit 
die Ernährung, die dunkle Wärme der Nacht hingegen 
das Wachstum der Pflanze. Die Alpenflora ist nun 
tagsüber einer starken hellen Wärme ausgesetzt, die um 
—A— 
zu einer Zeit erfolgt, da die Tage lang und die Nächte 
kurz sind. Nachts aber kann die Alpenpflanze von der 
Wachstum spendenden Wärme wenig genießen, nicht 
bloß wegen der zu geringen Zeitdauer, sondern auch 
deswegen, weil die hohe Bodentemperatur mit Anbruch 
der Dunkelheit infolge starker Ausstrahlung rasch ver— 
loren geht. Die Alpenpflanzen vermögen daher nur 
kurze und minder zahlreiche Stengelglieder mit sehr nahe 
gerückten Blättern auszubilden. Die soeben geschilderten 
Lichtverhältnisse bilden eine der Ursachen des Zwerg— 
wuchses oder Nanismus der Alpenflora (GBild 1).
	        
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