Volltext: Gregor Doblhamer

29 — 
in der Namen Jesu-⸗-Woche um 1/37 Uhr wmorgens die hl. Sterbe—⸗ 
saeramente. Auf sein Verlangen wurde ihm noch öfters die hl. Com— 
munion gereicht. Immer deutlicher zeigten sich die Spuren der Gelb— 
sucht. Fine große harte Lebergeschwulst verrieth den Sitz des Uebels. 
Eis und einige Tropfen Malaga waren mehrere Wochen die einzige 
Nahrung des Kranken. In den letzten Tagen versagten auch diese. 
Die barmherzige Schwester tauchte den Zipf eines Tuches in Mandel⸗ 
milch und er saugte daran wie ein Kind. Pulver und Tropfen 
brachten erkünstelten Schlaf. In ihrer vollen Stärke zeigte sich die 
Krankheit von Mitte November an, das harte Krankenlager dauerte 
fünf Wochen. Nar eine rüstige Natur konnte so lange der Macht 
der Krankheit und dem Tode Widerstand leisten. Infolge der großen 
Schwäche lag er die läugste Zeit bei Tag und bei Nacht im Halb— 
schlummer befangen am Sopha oder im Bette. Doch war er bis 
in die allerletzten Tage bei vollem Gebrauche der geistigen Kräfte, 
besonders des Gedächtnisses. 
Es nahte der Tod mit allen seinen Vorboten. Am Sterbe— 
tage, Donnerstag den 9. Februar, um 3 Uhr morgens, läutete es. 
Zwei Mitbrüder, die barmherzige Schwester und die Hausdiener 
tnieten am Todeslager. Um ! /, über 3 Uhr fiengen wir den Psalter 
und die Litanei für den Sterbenden zu beten an. Die Hände waren 
mit kaltem Schweiß bedectt. Der Athem wurde immer kürzer. Es 
war schon 5 Uhr vorüber. Da nahm das Gesicht des Sterbenden 
ungemein schmerzliche, zugleich ernste und feierliche Züge an. Er 
schaute in das weite Land der Egigkeit. Einige Augenblicke und er 
hatte ausgerungen. Wir besprengten ihn mit Weihwasser und em— 
pfahlen die geschiedene Seele der Barmherzigkeit Gottes. 
Während der Krankheit hatte der Selige den Wunsch geäußert, 
es möchte seine Leiche mit dem weißen Talare der römischen Chor⸗ 
herren bekleidet werden. Er hatte diesen Talar beim Centenarium 
und der Heiligiprechungsfeier 1867 in Rom getragen. So geschah 
es auch. Der Eatschlafene lag zwei Tage lang im weißen Talar in 
der Kapelle des Kreuzganges. Das Lager war aufs finnigste mit 
Blumen geschmückt. Priester und chriftliches Volk kamen zahlreich 
herbei, die im Tode wenig entstellten Zuge zum letztenmale zu sehen. 
Samstag der 11. Februar war der Begräbnistag, ein Ehren— 
tag sowohl für den Verstorbenen als das Stift. Niemals hat unser 
Kreuzgang beim Leichenbegängnisse eines Mitbrnders so viele und so 
hochansehnliche Trauergäste vereinigt wie damals. Der Zug verließ 
das Haus. Weil der Selige Ehrenbürger der Gemeinde Reichersberg
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.