Volltext: Gregor Doblhamer

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fich, wie er meinte, auszucurieren und nach Neujahr wieder an den 
Reichsrathssitzungen theilzunehmen. Gott hatte anders beschlofsen. 
Nach und nach versagte der Magen seinen Dienst gänzlich. Die 
Folge davon war eine vollständige Eatkräftung. Es hörte zuerst das 
Messelesen in der Kirche, dann in der Hauskapelle, im Jänner 
auch das Brevierbeten auf. In dieser Kapelle empfieng er am Weih— 
nachtsfesfte aus der Hand eines Mitbruders die hl. Communion. 
Am 27. December nahm er zum letztenmale am gemeinsamen Tisch 
im Refectorium theil. Bei geschwächtem Körper war der Geist 
immer noch frisch. Bald nach Neujahr verordnete der Arzt der ge—⸗ 
schwollenen Fuͤße wegen das Bett. Nicht lange darnach kam die 
barmherzige Schwester und allmählig der Tod“d. 
Theilnahmsvollst erkundigten sich Se. Excellenz der Herr 
Statthalter, der hochwst. Herr Bischof, der Herr Landeshauptmann, 
der Herr Bezirkshauptmann von Ried, die Abgeordneten der katho⸗ 
lischen Volkspartei, Freunde und Bekannte aus der Umgebung um 
das Befinden des Kranken. Diese ehrende Theilnahme wird niemals 
aus unserer dankbaren Erinnerung verschwinden. Die Auskunft 
lautete jederzeit: Nicht gut! Im Namen des o.nö. Landesausschufses 
stattete am 13. December der geistliche Rath Herr Johann Nep. 
Faigl von St. Florian dem Seligen einen ganz unerwarleten 
Besuch ab. Es war düsterer, nasskalter Nachmittag, der Sanct 
Lucientag. Dem vieljährigen Freunde zu Ehren besuchte der Selige 
das Stiftscafino — zum letztenmale. Zwei andere Priester des 
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gleichen Tisch. Keiner von uns hätte damals gedacht, daß dieser 
Mann von bestem Aussehen als der Erste und in so kurzer Zeit 
die Reise in die Ewigkeit antreten sollte. Herr Landesausschuß 
Faigl kam mit dem Zuge um Mitternacht nach Linz und in sehr 
betrübter Stimmung über das Befinden des krauken Freundes in 
Reichersberg nach Hause. In wenigen Tagen erfasete ihn eine 
Lungenentzündung, am 19. Jänner um 10 Uhr nachts vollendete 
er seinen Lauf und jetzt liegt er draußen bei den entschlafenen Mit⸗ 
brüdern im uralten Gottesacker zu St. Florian. Gott verleihe ihm 
den ewigen Frieden und eine frohe Auferstehungg 
Die Nachricht von dem Tode des Freundes ergriff das Gemüth 
unseres Kranken. Die Berichte aus dem Reichsrathe betrübten ihn 
sehr. Einem Mitbruder zugewendet, betete er mit Simeon: „Nun 
Herr, lasse deinen Diener in Frieden fahren“. Ergeben in Gottes 
anbetungswürdigen Willen, empfieng er tags darauf am Samstag
	        
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