Volltext: Italien in sechzig Tagen

32. Rom (S. Pietro in Yincolo). 
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welches Bramante die Peterskirche 
schaffen sollte), leider durch eine 
Häufung widriger Verzögerungen, 
als der Neubau der Peterskirche 
dem Grabdenkmal hemmend in den 
Weg trat, zu einer verkleinerten 
Wanddekoration herabgesetzt, und 
mit drei Statuen von Michelangelo’s 
Hand, in der Mitte **3Ioses, die 
höchste Schöpfung der modernen Kunst, 
der Gesetzgeber im gewaltigsten 
Gemüthskampf, im männlich müh¬ 
sam bewältigten Unwillen über die 
Thorheit der Menge; die Rechte 
stützt das missachtete Gesetz und 
greift in den wie Meereswogen nie¬ 
derfallenden Bart, noch das auf¬ 
lodernde Feuer dämmend. Dieser 
aufgeregte, urkräftige Kopf, so 
klein und doch so gedrungen ener¬ 
gisch, diese Sprache der verhaltenen 
überquellenden Thatkraft in jedem 
Muskelbausch, der nur physisch 
erklärbare Gewandwurf über das 
berühmte rechte Knie, sie sind eine 
vorempfundene Verwirklichung des 
neuen Volksgeistes, ein Abbild des¬ 
sen, was an Michelangelo nicht 
verstanden wurde, zugleich die 
idealste Auffassung des grossen 
Papstes Julius II. (Leider ist die 
Aufstellung eine sehr schlechte, da 
Moses von hohem Standpunkt auf 
den Beschauer herabblicken sollte.) 
Zur Rechten und Linken stehen 
Lea und * Bähet, das thätige und 
beschauliche Leben (nach Dante). 
Alles übrige ist nicht von Michel- 
angelo’s Hand : hoch über dem Moses 
der Papst auf dem Sarkophag, von 
Maso del Bosco; r. ein Prophet, 1. 
eine Sibylle von Rajfaele da Monte- 
lupo (noch existirt die getuschte 
Federzeichnung Michelangelo’s zum 
ursprünglichen Plan: 40 Statuen 
am Unterbau, oben um den Sarko¬ 
phag acht sitzende [hier Moses und 
Paulus], auf der Spitze der Papst 
im Todesschlummer, von Engeln 
gehalten). Neben dem Grabmonu¬ 
ment führt 1. eine Thür durch einen 
Korridor in (1.) die Sakristei, wo 
die Kette St. Peters in einem 
*Schrein mit reliefirter Bronzethür 
von Pollajuolo (1474) aufbewahrt 
wird. 
Am Ende des rechten Seiten¬ 
schiffs, neben der Tribüne: *Guer- 
cino, St. Margaretha. — In der Tri¬ 
büne, zuhinterst: Antiker Bischot- 
stuhl (Badesessel); r. am Eingang 
der Tribüne: Gx*abmal des Malers 
Giulio Clooio (gest. 1632). — Im 
linken Seitenschiff, gegen¬ 
über der vierten Säule: Altar mit 
einem *Mosaik aus dem 7, Jahrh., 
St. Sebastian, weiss bebartet, in 
reich gesticktem Gewand (byzanti¬ 
nisch). — Am Anfang der Längs¬ 
wand : *Grabmal des Mystikers Kar¬ 
dinal Nicolaus Gusanus (Krebs von 
Kues an der Mosel), gest. 1465 (auf 
der Erde sein Grabbild); unter dem 
Relief der Krebs und der Kardi¬ 
nalshut. — Am folgenden Pfeiler 
der Eingangswand: ^Grabmal der 
Künstlerbrüder Pietro und Antonio 
Pollajuolo, mif ihren Büsten. Dar¬ 
über ein Fresko der Pest, angeb¬ 
lich von Pollajuolo. 
Vor der Kirche eine schöne Palme; r. (bei Nr. 40) malerischer 
Niedergang unter dem dunkeln Bogenthor, wo die Vigna der Vanozza 
Borgia (Mutter Cesare’s und Lucretia’s) stand, in die Suburra. — 
Durch Via S. Pietro zurück in die Via in Merulana gelangt man 
(einige Schritte nördl. und dann r. durch Via S. Vito) in 10 Min. 
zum Gallienus-Bogen, ein einfaches Thor von Travertin mit korin¬ 
thischen Pilastern, mit Lobschrift auf Kaiser Gallienus, 262 n. Chr. 
Am Bogen: S. Vito mit umbrischen Fresken (1483) in der Seiten¬ 
kapelle r. — Südwestl. gegenüber S. ÄLfonso de' Liguori, 1855 in 
italienisch-gotkischem Stil von dem Engländer Wigley erbaut, der 
Hochaltar von Stolz, das Madonnenfresko der Tribüne von Rhoden, 
das Belief der Grablegung in der Sakristei von Schubert. — R. (östl.) 
kommt man in die Via S. Eusebio, wo jetzt die Nivellirung des 
Bodens und die Erniedrigung bis zu 5 m. für das neue Bauquartier
	        
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