Volltext: Italien in sechzig Tagen

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24. You Bologna nach Ravenna. 
24. Von Bologna nach Ravenna. 
Eisenbahn (84 Kil.); tägl. 3mal in 
3 St., I. 9,50, II. 6,75, III. 3,80 Fr. — 
Von Bologna nach (42 Kil.) Castel 
Bolognese in 1 — li/a St. für I. 4,75, 
II. 3,35, III. 2,40 (mit Postzug 1,90) 
Fr. — Von Castel Bolognese nach 
(42 Kil.) Ravenna in l1/*—D/a St. für 
I. 4,75, II. 3,35, III. 1,90 Fr. 
Die Bahn führt von Bologna (R. 23) 
in der Richtung der Via Aemilia 
durch die ausserordentlich frucht¬ 
bare, reich bebaute Ebene. R. 
schöne Blicke auf die Apenninen. 
— Stat. Castel S. Pietro, mit 11,000 
Einw., im 13. Jahrh. von den Bo¬ 
lognesen am Silaro als Grenzfestung 
gegen die Florentiner erbaut; die 
Via Aemilia durchzieht mit Arkaden 
besetzt den baumumkränzten Ort. 
(35 Kil.) Imola (S. Marco), mit 
2s,398 Einw., das antike Forum 
Cornelii. Interessante Kathedrale 
S. Gassiano mit Unterkirche. — In 
der Kunstgeschichte hat ein Schüler 
Francia’s und Raffaels, Innocenzoda 
Imola (geb. 1506), den Namen seiner 
Geburtsstadt geweiht. — Hübsches 
Theater. — Reichlicher Weinbau in 
der Umgebung (San Giovese). 
(42 Kil.) Castel Bolognese, 1380 
von den Bolognesen angelegt und 
zur Strafe für einen Gesandten¬ 
mord (1425) auf Kosten des Orts 
befestigt. Auch hier zieht die Via 
Aemilia von Arkaden begleitet hin¬ 
durch. — Hier zweigt die Bahn 
nach Ravenna von derjenigen nach 
Ancona ab und wendet sich durch 
eine gut bebaute Ebene über Stat. 
*Salarolo zwischen dem Sesio und 
Santei’no nach Stat. Lugo, mit regem 
Handel und grossem Markt. — Die 
Bahn überschreitet nun den Sesio. 
— Stat. Bagnacavallo, Geburtsort 
des Malers Bartol. Ramenghi, ge¬ 
nannt Bagnacavallo (geb. 1484). 
(84 Kil.) Ravenna, mit 58,904 Einw.: Endpunkt der Balm. 
Gasthöfe: *Spada d’oro, Strada 
del Monte 171; — *S. Marco ed Eu¬ 
ropa, ebenda 174, theurer; beide mit 
vorzüglicher Restauration. — Nuova 
Emilia, Strada Cavour. — *Caf6 Ri¬ 
sorgimento, Piazza Vittorio Emanuele. 
Fiaker: lspänn. die Fahrt 1 Fr.; 
■die Stunde 1,50 Fr.; 2spänn. 1,50 
und 2,50 Fr.; Nachts 50 C. mehr. 
Ravenna liegt nicht auf 
der Linie der Touristen mit Cirku- 
larbilleten, kann aber von Bologna 
aus in Einem Tag besucht werden 
und gewährt dadurch ein sehr hohes 
Interesse, dass seine Blütezeit in 
das 5. und 6. Jahrh. fiel und aus 
dieser Epoche eine Anzahl ausge¬ 
zeichneter, noch gut erhaltener 
Kunstdenkmäler vorhanden sind. 
Kaiser Honorius hatte nämlich 
403 n. Chr. diese Stadt, weil sie, 
wohl befestigt, von Kanälen und 
Sümpfen umgeben und durch die 
von Augustus angelegte Hafenstadt 
Classis mit dem Meer verbunden war, 
dieser unangreifbaren Lage wegen 
zur kaiserlichen Residenz gewählt. 
Seine Schwester Galla Placidia, die 
fromme, heroische Kaisertochter, in 
Schicksal und Charakter das Ab¬ 
bild jener Sturmperiode, nach Ho¬ 
norius1 Tod als Vormund ihres zum 
Augustus des Abendlands erhobe¬ 
nen Sohns Valentinian III. von Kon¬ 
stantinopel zurückgekehrt, wollte 
in Ravenna, das sie kindlich liebte 
und mit Kirchen schmückte, be¬ 
graben sein. — Theoderich, der 
Ostgothenkönig, residirte auch in 
Ravenna und baute hier einen Pa¬ 
last; seine Toleranz war der An¬ 
lage neuer römisch-katholischen 
Kirchen günstig, S. Vitale und S. 
Apollinare in Classe fallen noch in 
seine letzte Zeit; sein Grab (gest. 
526) ist noch im Kern erhalten. 
Dann wird Italien unter Kaiser 
Justinian, der für Ravenna eine 
Glanzepoche brachte, eine byzan¬ 
tinische Provinz und Ravenna ein 
Klein-Byzanz. — So ist Ravenna eine 
der merkwürdigsten Städte Italiens ge- 
vjorden, weil nur sie die Monnmente 
der Uebergangszeit aus der antiken 
Welt in so eigentümlicher Weise be¬ 
wahrt hat, es ist das »Pompeji« jener 
Zeit. Dazu ist es auch Gruftstätte 
des grössten Dichters von Italien, 
Dante, des Repräsentanten der zwei¬ 
ten Uebergangszeit, der in Ravenna 
seine »Göttliche Komödie« (1300) 
vollendete.
	        
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