Volltext: Italien in sechzig Tagen

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8. Brescia. 
mit Kastellruinen. — Salö ('*Gambero, scliöne Zimmer, gute Küche, 
Wiener Bier; Sirena), mit 4962 Einw., im Grund einer tiefen Bucht 
malerisch am Fuss des Monte Pennino, in der reizenden, üppigen 
Riviera di Salö gelegen. Am Eingang der Bucht: die sichelförmige 
Isola dei Frati, mit südlichen Gärten. — DoseilzailO* s. S. 87. 
Zwischen Desenzano und Peschiera springt die Halbinsel Sermione mit 
prächtigen Oelwaldungen weithin in’den hier sehr breiten See vor. (Pracht¬ 
voller Blick auf denselben.) Schon in antiker Zeit lag hier das Städtchen 
Sermio, und Catull, der daselbst ein Landgut hatte, besang (31) den »Augapfel 
aller Inseln«. — Antike Baureste (Marmorpfeiler, Travertinbögen, Mosaik¬ 
boden) an der nördlichsten Erhebung heissen noch jetzt le Grotte di Catullo. 
Südl. das alte »Oasiel nuovo«. mit Zinnen und Thürmen, ein Bau des Alboino 
•della Scala. Gegen die Inselmitte S. Pietro, von 1320, mit alten Fresken. 
8. Brescia. 
Bahnhof-Cafe mit Billard und 
Wiener Bier. 
Gasthöfe: *Italia, Gorso del Tea- 
tro. — *Fenice, Domplatz (gut und 
nicht theuer).— Billiger: *Gambero 
(einfach und gut), Corso del Teatro; 
sämmtlich mit Omnibus (30—50 C.), 
an der Station. 
Cafö: *Del Duomo, dem Dom 
gegenüber; das eleganteste. — 
*Guerini, Corso del Teatro. — Bres¬ 
cia hat die besten Weine des italieni¬ 
schen Alpengebiets, z. B. von Haifa, 
Monselice, Polponazzo u. a.; Vino 
Santo von Lonato; man verlange 
ältere Sorten. 
Bierhaus: * Wührer, 468 Contr. di 
S. M. Calchera (unweit S. Clemente). 
Droschken: Fahrt 85 C.; 1 St. 
1,50 Fr. — Post: Corso del Teatro. 
Telegraph imBrolettol. vom Dom. 
Diligence in 17*/2 St. von Brescia, 
dem Iseo-See entlang über den Aprica- 
pass nach Tirano, die kürzeste Ver¬ 
bindung zwischen Stilfser Joch und 
Brescia. 
Zweigbahn nach Oremona, s. S. 183. 
Geschichtliches. Brescia, das an¬ 
tike Brixia, einst Hauptstadt des 
gallischen Volksstammes der Ceno- 
manen, unter den Römern ein Muni- 
cipium mit den Rechten einer Kolo¬ 
nie (Colonia civica Augusta), im 
Mittelalter eine der bevölkertsten 
Städte der Lombardei und zu den 
Stiftern des gegenkaiserlichen Lom¬ 
bardischen Bundes gehörend, 1258 
in Ezzelino’s Gewalt, 1311 von Hein¬ 
rich VII. eingenommen (nach vier- 
monatlicher Belagerung und nach 
Zählung der Mannschaft mit dem 
Nachruhm: Brescia ist nicht eine 
Stadt, sondern ein mächtiges König¬ 
reich!), kam durch den Niedergang 
der Scala 1337 an die Visconti und 
durch diese 1426 an Venedig, dessen 
reichste und bevölkertste Provinz es 
war. Vorübergehend brachte es 
Ludwig XII. von Frankreich in seine 
Gewalt; aber die Brescianer erho¬ 
ben sich 1512 (3. Febr.) und trieben 
die französische Besatzung zur Stadt 
hinaus. Gaston de Foix erstürmte 
deshalb (19. Febr.) die Stadt, Ritter 
Bayarcl leitete den ersten Angriff 
und wurde schwer verwundet; drei 
Tage lang dauerte die Plünderung 
und das Gemetzel in der Stadt, und 
Brescia hat, obschon es 1516 wieder 
an die venetianische Republik kam, 
nie mehr den frühem Glanz erreicht. 
Von der letzten Erstürmung der 
Stadt durch die Oesterreicher unter 
Haynau (1849) sind noch jetzt die 
Spuren nicht ganz verwischt. — In 
der Kunstgeschichte hat Brescia 
durch die Zeitgenossen Romanino und 
Moretto (Alessandro Buonvicino, geb. 
1498 zu Rovate), die, mit Tizian 
wetteifernd, in der venetianischen 
Kunstentwickelung eine verhältnis¬ 
mässig selbständige Stellung ein- 
nahinen, sich einen nicht unbedeu¬ 
tenden Namen gemacht. Romanino, 
geb. 1485, war schon 1510 in Brescia 
zünftig; die fehlende durchgebildete 
Zeichnung und Anatomie Süchte er 
durch flüssigen Vortrag, glühenden
	        
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