Volltext: Oesterreich, Süd- und West-Deutschland, Venedig und Lombardei (1, 7. Aufl. / 1857)

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BAMBERG. 
physik. Cabinet, 1. die ansehnliche Bibliothek ‚mit 2600 Hand- 
schriften (darunter die Bibel, welche Alcuin für Carl d. Gr. ge- 
schrieben) , vielen Miniaturen und seltenen Drucken und dem 
Linder’schen Naturaliencabinet. Der Bibliothek sind die Kunst- 
schätze des Hrn. Heller (7.1849) vermacht, zahlreiche Dürersche u. a. 
Meister Handzeichnungen, Wassermalereien' v. 15. b. 19. Jahrh. u. a. 
‚Ueber den südlichen Regnitz- Arm, der hier den Tudwigs- 
Canal (S. 367) aufgenommen hat, führt eine alte Steinbrücke, 
an der Südseite vom Rathhaus (Pl. 11) begrenzt, dessen Lang- 
seiten halb verblichene Wandgemälde’ bedecken. ; 
‚ Auf einer Anhöhe ragt der *Dom (Pl. 1), von 5—11 und 2 
bis 4 U. offen, mit. seinen vier kühn ‚emporstrebenden‘ Thürmen 
weit hervor, durch Kaiser Heinrich II. gegründet und 1012 
(nach neuern Forschungen erst im 13. Jahrh.) vollendet, 335‘1., 
97‘ br. Durch .den. Brand. im J. 1081 wurde der w. Chor ein- 
geäschert; der Neubau desselben. unterscheidet sich von dem 
ältern durch die mehr spitzbogigen Fensterformen. Der Dom 
ist eines der ausgezeichnetsten Bauwerke roman. Stils, ganz in 
der ursprünglichen Form. König Ludwig liess ihn von 1828 bis 
1837 herstellen, ausbessern. und alles Ungehörige und zum Bau- 
stil nicht Passende vielleicht mit etwas zu grosser Strenge entfernen. 
In der Mitte des Schiffs der *Sarkophag Kaiser Heinrichs II. und seiner 
Gemahlin Kunigunde, der Stifter des Doms, beide lebensgross in ganzer 
Figur auf dem Deckel liegend, an den Seiten. Reliefs, Begebenheiten aus 
dem Leben des Kaiserpaars: 1. die Kaiserin schreitet zum Beweis ihrer 
Unschuld über glühende Pflugschaaren; 2. sie zahlt den Werkleuten.der von 
ihr errichteten Kirche den Lohn; 3. der h. Benedict befreit den Kaiser von 
Steinschmerzen; 4. er flehıt um Vergebung der Sünden; 5. Tod. Ein Würz- 
burger Bildhauer, Riemenschneider, fertigte das Denkmal von 1499 bis 1513. 
— Im n. Seitenschiff das 1834 errichtete Denkmal des letzten Bischofs G. 
von Fechenbach (7; 1808): „venerabilis series episcoporum, principum ducum 
Herbipolensium, ner 1600 annos gloriosä ,. desinit:obitw Georgi‘ etc. Das 
Reiterbild des h. Stephan, nach Andern des Hohenstaufen Kaiser. Conrad III., 
der 1153 in Bamberg starb, an einem Pfeiler gegenüber, ist, wie die meisten 
der Standbilder, noch,roman. Stils. — Das Christusbild von Erz, auf dem 
Altar des 5. Chors, hat nach‘ Schwanthalers Entwurf Stiglmayer gegossen, 
die 22 Heiligen-Hautreliefs 'am Altar nach Schwanthaler’schen Zeichnungen 
von Schönlaub. Der Sarkophag Papst Clemens II. (+ 1047), eines Bischofs 
von Würzburg, seines Familiennamens „„Suidgerus a Mayendorff Saxo*‘, vor 
dem Altar, hat‘ Reliefs aus dem 18; Jahrh. Das Crucifix von Elfenbein, 
angebl. aus dem 4. Jahrh., auf dem Altar neben dem w. Chor, soll Kaiser 
Heinrich II. im J. 1008 geschenkt haben. — Metallne Grabplatten von P. 
Vischer und andere ältere Bischofsgrabsteine sind in der Kirche, besonders 
auch in der Begräbnisscapelle, hier die Domherrnplatten aus dem 15. u. 16. 
Jahrh. eingemauert, In der Gruftkirche (Crypta) ist ein Ziehbrunnen. 
Die.neue Residenz (Pl. 7), dem. Dom gegenüber, 1698 bis 
1702: von Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn errichtet; 
nur halb vollendet, ist ein -ansehnliches Gebäude, im Innern 
nichts Sehenswerthes, bescheiden. ausgeschmückte Zimmer mit 
einer Reihe werthloser Gemälde. Aus einem Fenster stürzte 1815 
der franz. Marschall Berthier, Fürst von Neuchätel, herab, und
	        
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