TIROL.
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tag‘ gemacht, später wird nicht mehr gehalten,‘ und so der Fahrgast genö-
thigt, ein schlechtes theures Mahl, vielleicht gegen den Appetit, zu geniessen,
In den: meisten Fällen wird man: besser thun,' die Hauptmahlzeit auf den
Endort der Tagesfahrt zu verschieben, Der Tabak, welcher im‘ Stellwagen
geraucht wird, ist auch nicht immer der beste, Im Cabriolet werden aber
auch, Frauen: sich nicht ganz unbehaglich . fühlen, wenn nicht mehr’als.2
Personen in demselben sitzen. Selbst die Bezahlung der 3. Cabrioletplätze
giebt nicht ausreichende Gewähr, dass nicht auf einer Zwischenstation ein
unberufener. Dritter sich eindrängt. Ebenso leistet der Fahrzettel nicht im-
mer sichere Bürgschaft‘ (im südl. Tirol eher wie im nördlichen), dass der
Berechtigte diesen Platz :bekömmt. Beati possidentes gilt auch hier, daher
ist's ganz rathsam, sich. recht zeitig, wenigstens eine gute Viertelstunde vor
der Abfahrt, an Ort und: Stelle einzufinden und sogleich‘ den richtigen Platz
einzunehmen. Auf,das Gepäck‘ muss Jeder selbst achten. — Post-Stell-
wagen,-eine .Privat-Unternehmung der Posthalter, Wagen bequemer, auch
sonst gute Ordnung., Begleitung eines Conducteurs, fahren rascher als die
gewöhnlichen Stellwagen., Die Stellwagen-Fahrten sind ziemlich vollständig
im Wiener Coursbuch (s. 8. IV.) angezeigt. ' ; ;
Die Wirthshäuser,; bei welchen die gewöhnlichen Stellwagen hal-
ten, sind meist zweiter und dritter. Klasse und zum Uebernachten nicht
immer zu empfehlen; sie haben aber das Bequeme, dass das Gepäck ‘keine
Belästigung veranlasst und der ‚Wagen vom Hause abfährt. Die .Post-
Wirthshäuser” sind fast. alle‘ gut, der Wirth bekümmert sich aber gewöhnlich
nur um seine Rosse, so dass die Gäste lediglich an die Wirthin und die
weibliche Dienerschaft gewiesen: sind:
Eilwagen (s. Einleit.) fahren. für den doppelten Preis Tag und. Nacht
durch, fast noch mal so rasch, als der Stelwagen. Kann man den Coupe-
platz erhalten, so ist die Fahrt, was Bequemlichkeit.und Schnelligkeit betrifft,
dem Stellwagen weit vorzuziehen. Im Innern sind gewöhnl, nur 2 aussichtlose
Plätze: Beiwagen werden auf vielen Routen nicht gegeben. Zriraposts. Einleit.
Lohnkutscher .( Vetturini , . Nolosinieri)- fahren‘ etwa. 12. St. des Tags,
wobei 2 St. Mittagsruhe ; mit‘ einem viersitzigen Zweispänner im deutschen
Tirol auf den Tag: 7 bis 8 fl., im. italienischen. etwas billiger, Rückfahrten
(Ritorni) um ein Drittel oder die Hälfte billiger. Als. Regel kann gelten,
dass man. ein Drittel weniger bietet, als‘ gefordert‘ wird. Man lasse sich
den Wagen zeigen, und erkläre, dass man den Wagen für sich allein. wolle,
dass der Kutscher keinen‘ andern. Reisenden. mitnehmen dürfe, selbst nicht
auf dem, Bock. Ist, der Handel. geschlossen ‚so: lässt man Sich als Unter-
pfand , jedoch-erst,, nachdem ‘Alles genau verabredet und: selbst der Wagen
genau besichtigt ist, ‚ein Handgeld (Caparra) von. dem Vetturin geben, für
eine Tagereise wenigstens 1 fl.; bei weniger: läuft der. Reisende Gefahr, des
Morgens verlassen dazustehen, wenn der Vetturin unterdessen vortheilhaf-
tere Geschäfte zu machen. Gelegenheit fandı Beim Einsteigen, nachdem man
sich überzeugt hat, dass Alles in Ordnung ist, giebt. man. das Handgeld. zu-
rück. ‘ Ferner ist rathsam, denjenigen, mit welchem; man .unterhandelt, zu
fragen, ob er selbst dern Vetturin sei. Nicht selten besorgen. Unterhändler
(Sensali) den Verkehr, und es kann geschehen, däss der Vetturin, wenn er
bessere Fracht fand, den Unterhändler und seinen Vertrag‘ verläugnet. Na-
mentlich ist die Vermittelung. von Kellnern -zu vermeiden, die eher jedes
Andern Vortheil als den des vorübergehenden Reisenden im Auge zu haben
pflegen. Sonntags während der. Kirche und während der Heuerndte ist in
Seitenthälern Fuhrwerk nicht zu haben. - .
Gasthöfe (s. oben): In den‘ kleinen Orten im deutschen Tirol
kommt ein Reisender mit 2 bis 21/, fl. täglich.aus. Dafür erhält er: Früh-
stück, Mittagbrod mit, Wein, Abendbrod und Nachtlager. In abgelegenen
Thälern, wo. Wirthshäuser fehlen, nimmt auch der Geistliche wohl Fremde
gegen eine billige Entschädigung auf. Im welschen Tirol, wie in’ ganz
Italien , steigen die Preise um die Hälfte. , Statt der saubern Kellnerinnen
erscheinen welsche Camerieri oder Botteghe, für die das Trinkgeld zur Pflicht
wird, 3 kr. die Person für ein Mittag-. oder Abendessen, 12—18 kr. mit
Nachtlager. . Ueber, den Preis des. Nachtlagers oder’ der Kost zu unterhan-