Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Gertrud. Ich bin doch begierig — 
Auguste. Du reitest nicht allein. 
Gertrud. Das wäre doch zu langweilig. 
Auguste. Mein edler, ritterlicher Vetter ist Dein Begleiter. 
Gertrud. Er richtet es stets so ein, daß er mir auf meinen 
Spazierritten begegnet. Ist das meine Schuld d? 
Augusten Ich finde durchaus keine Schuld darin, Jemandem, 
den man — gerne sieht, zu begegngen. . e 
Gertrud. Du bist wenigstens eine mildere Richterin, als die 
Lästerzungen unserer Stadt. 
Augusste. Meinst Du? 
Gertrud. Meine „guten“ Freunde und Freundinen machen 
mir ein Verbrechen daraus, daß ich meine Morgenpromenaden in 
Gesellschaft des Rittmeisters mache, obgleich mein alter Ferdinand als 
Tugendwächter stets drei Pferdelängen hinter uns hergaloppirt. 
Auguste. Ich wüßte ein Mittel, die bösen Zungen zum Schweigen 
zu bringen. 
Gertrud. Du machst mich neugierig. 
Auguste. Es ist sehr einfach. 
Gertrud. Den Rittmeister heiraten? — 
Auegust e. Ohne weiterss. 
Gertrud. Ohne weiters! Vielleicht sogar stehenden Fußes vom 
Spazierritte weg zur Krchee 
Auguste. Das sähe meiner lieben, etwas excentrischen Freundin 
auch nicht' ganz unähnlichh. —* 
Gerktrud. Kind, Du hast eine weit schlechtere Meinung von 
mir, als ich verdiiiee. * 
Auguste. Ich bin bereit mich zu bekehren, wenn Du mich eines 
Besseren belehtfsttt. —* 
Gertrud. Ich heirate nur dann, wenn ich die Gewißheit habe, 
geliebt zu werden. 7 
Augusté. Und selbst wieder zu lieben. Das setze ich als selbst— 
verständlich voraus.— 
Gertrud. Aber ob der Rittmeister mich liebt, das ist eine 
Frage, welche noch nicht unwiderlegbar beantwortet ist. 
Auguste. Du zweifelst an seiner Lieb?? 
Gertrud. Ich mißtraue den Männern, welche das Wort Liebe 
und dessen Umschreibungen so häufig im Munde führen. Dein Vetter 
aber besitzt eine Virtuosität in Liebesbetheuerungen aller Formen und 
das, ich gestehe Dir, macht mir seine Neigung verdächtig. 
Au guste. Ich glaube, er liebt Dich wirklich. 
Gertrud. Er ist ein Offizier. Diese Herren haben ein großes 
Herz, darinnen mehr als eine Liebe Raum findet.