Volltext: Die Liebesproben

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Auguste. Das Weib soll Vater und Mutter verlassen und 
ihrem Manne folgen. — 
Reinerz. Er wird Dich zurückweisen, wie mich. — 
Auguste. Das wird er nicht, denn er liebt mich. 
Reiner z. Auguste! diesen Schmerz könntest Du mir bereiten? 
Auguste. Vater, vergib mir, ich kann nicht anders. 
Reiner z. . Du kannst nicht anders? Nun denn, so geh' und 
verlaß mich, wenn Du nicht anders kannst. Ich habe ein Verbrechen 
gegen Dich begangen, für welches Du mich strafen mußt — ich 
habe Dich zu sehr geliebt, ich habe aus Sorge, aus Angst um Dein 
Glück an einem ehrlichen Manne gezweifelt, ihm Unrecht gethan, ihn 
beleidigt — — ja, das habe ich gethan, für Dich, um Dich, und da— 
für soll ich Dich verlieren! — Ich will nicht egoistisch sein — Du 
bist mir Alles, mein Glück, ja mein Leben ist in Dir aufgegangen; 
ich kann Dir noch das letzte Opfer bringen, wenn es Dich glücklich 
macht — ich kann verzichten — Geh', folge Deinem Herzen und lass' 
mich hier zurück — ich — befreie Dich — von Deiner Kindespflicht 
— sei glücklich — Leb wohl — 
Augqguste (sich an seinen Hals werfend.) Vater, vergib mir! Ich will 
Deine treue Tochter bleiben — ich gehe nicht von Dir! 
„Gextxud (für sich). Die Kleine ist wirklich Närrin genug, den 
Doktor abreisen zu lassen. (Abgehend begegnet dem Rittmeister an der Thüre, 
ceremoniöse Verbeugungen beiderseits.) 
Zehnter Auftritt. 
Der Rittmeister. Die Vorigen. 
Riittmeister. Was hat diese Dame hier noch zu suchen? 
Bei Gott, Eure Delikatesse geht zu weit, wenn Ihr nicht den Muth 
habt, einem solchen Besuch die Thüre zu weisen. 
Fritz. Das sagst Du, der erklärte Verehrer der Frau v. Halden? 
Ritttmeister. Ich bitte Dich, erinnere mich nicht an meine 
Thorheit! Ich bin empört über ihre Rücksichtslosigkeit, sich hier einzu— 
drängen. Was hat sie hier zu suchen? — 
„Fritz. Es scheint mir, daß sie die Ueberbringerin wichtiger 
Aufklärungen war, die den Doktor Wagner und uns Alle betreffen. 
Rittmeister. Hier gibt es nichts aufzuklären. Hier gilt es 
die Beleidigung zu sühnen, die er uns Allen zugefügt hat, und ich bin 
eben im Begriffe, das Rächeramt zu vollführenn 
Auu gustte. Unseliger, was hast Du vor? B 
Rittmeister. Ihn vor meine Klinge oder vor die Mündung 
meiner Pistole zu fordern. Ich bedarf noch eines zweiten Zeugen, (zu Fritz) 
und da Du zur Familie gehörst und Deine Ehre mit beleidigt ist, so 
habe ich Dir dieses Ehrenamt vorbehalten. I 
Augu ste. Ihr werdet Euch nicht schlagennn — 
Friitz. Doktor Wagner ist unschuldig. Ein unseliges Miß— 
verständniß hat die ganze Verwirrung herbeigeführt.
	        
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