Volltext: Die Liebesproben

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Auguste. Ich bin keineswegs in der Laune, eine Unterhaltung 
mit Ihnen anzuknüpfen. Erlauben Sie mir, Ihnen dies ausdrücklich 
p saen wenn Ihr eigenes Ehrgefühl Sie darüber noch nicht aufge— 
ärt hat. 
Gertrud. Und dennoch, mein Fräulein, werden Sie wohl 
daran thun, mir für einen Augenblick Gehör zu schenken. 
Auguste. Sie werden sehr zudringlich, Madame. 
Gertrud. Und dennoch muß ich darauf bestehen. 
Auguste. Sie zwingen mich, Ihnen das Feld zu räumen. 
(Wendet sich zum Abgehen). 
Gertrud. Damit erreichen Sie nichts. Sie sehen, ich habe 
mich hier häuslich eingerichtet. Das einzige Mittel, Sie von meiner 
Gegenwart zu befreien, besteht darin, daß Sie mir für einige Minuten 
das Vergnügen Ihrer Gesellschaft gewähren. J 
Auguste. Eine Belagerung in meinem eigenen Hause! Getzt sich 
links. Sprechen Sie. 7 U 
Gertrud. Sie glauben in meiner Person die Braut Doktor 
Wagners vor sich zu sehen? 
Auguste. Ich habe Sie blos für zudringlich gehalten, Madame. 
Wenn Sie jedoch gekommen sind, mich zu verhöhnen, so werde ich Sie 
belehren, daß ich nicht nöthig habe, dieß zu dulden. IJ 
Gertrud. Erlauben Sie mir Ihren Irrthum aufzuklären. Ich 
habe nicht die Ehre, die Verlobte des Herrn Doktors zu sien. 
Auguste. Wie? Hat er Sie vielleicht auch schon aufgegeben? 
Gertrud. Gertrud von Halden läßt sich nicht aufgeben, wenn 
sie nicht aufgegeben sein will. 
Auguste. Dann ist Ihr Ideal, das dunkle Lockenhaupt mit 
der Pfeife, ein schüchterner Ritter Toggenburg. Kommen Sie ihm 
doch entgegen! Sie sind ja sonst nicht so spröde. 
Gertrud. O, das eilt nicht. Zuerst möchte ich doch wissen, 
ob eine gewisse Dame mir das nicht sehr übel nehmen würde. 
Auguste. Diese zarte Rücksicht auf meine Empfindungen ist 
heute vollkommen überflüssig. Behalten Sie immerhin Ihren Pfeifen— 
kopf, ich kümmere mich durchaus nicht mehr um ihn.— 
Gertrud. Aber er liebt mich nicht. 
Auguste. Um so schlimmer für Sie. 
Gertrud. Er liebt Sie, mein Fräulein. 
Auguste. Um so schlimmer für ihn. I 
Gertrud. Er hat nie aufgehört, Sie zu lieben. 
Auguste. Meine Liebe gehört der Vergangenheit. 
Gertrud. Er hat Ihnen entsagt, weil er Sie liebt. 
Auguste. Madame, lassen Sie das Possenspiel. Sie haben 
sich hier wieder eingedrängt, ich weiß nicht, aus welchem Grunde. 
Doch einen Grund müssen Sie wohl haben. Ich wünsche dieser
	        
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