Volltext: Die Liebesproben

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Rittmeister. Wenn ich nicht fürchten müßte, gegen die Rück— 
sichten zu verstoßen, die ich zwar nicht Ihnen, sondern der Dame in 
Ihrer Person schuldig bien. 
Gertrud fr sich. Er ist viel liebenswürdiger, wenn er zürnt, 
als wenn er galant ist. (Laut,) Sprechen Sie sich nur immerhin aus, 
mein Herr, Auguste gönnt mir Zeit, Ihnen zuzuhören, und Sie wissen 
es doch, ich bin eine geduldige Zuhörerin. 
Rittmeister. Ich werde Ihre Geduld nicht lange mißbrauchen, 
Madame. Wenige Worte, und wir sind fertig mit einander — fertig 
für immer. Sie sind nicht nur eine herzlose Kokette, Sie sind auch 
eine falsche Freundin, eine Seele voll Bosheit und Verrath. Andere 
Frauen Ihrer Art lassen sich daran genügen, mit Männerherzen zu 
spielen und Männerherzen zu brechen. Ihnen aber genügen solche 
kleine Bosheiten nicht. Was jedem Menschen sonst heilig ist, die 
Freundschaft, ist Ihnen nichts weiter, als ein schlechtes Spielzeug, das 
Sie mit Lust in Ihren Händen zerbrochen haben. Das widerspricht 
so sehr jedem mensshlichen Empfinden, daß ich keinen Ausdruck finde, 
um es zu bezeichnen. Gnädige Frau, ich habe nur das eine Wort des 
Abschieds für Sie: Ich preise mich glücklich, daß mich mein guter 
Genius vor dem Schicksal bewahrt hat, Ihnen anzugehören. (Ab.) 
Gertrud. O wie schön ihm dieser Zorn steht! Ich hätte ihm 
dafür um den Hals fallen mögen. Er ist doch ein Mann, und welch 
ein Mann! Ein prächtiger, edler, ritterlicher Held voll heiligen Zornes 
über die Kränkung seiner Ehre und über den vermeintlichen Verrath 
an der Freundschaft. Diese Stunde, wo er grollend Abschied nimmt 
von mir, vereinigt uns, vereinigt uns auf ewig! 
giebenter Auftritt. 
Auguste. Gertrud. 
Auguste. Sie scheinen viel überflüssige Zeit zu haben, Madame. 
Gertrud. Ja, mein Fräulein.. 
Auguste. Und auch viel — Impertinenz. . 
Gertrud. So viel man eben nöthig hät, um leidlich mit der 
Welt auszukommen. 
Auguste. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie Ihr Auskommen 
mit der Welt in Ihrer Weise arrangiren, doch wünsche ich, daß ich 
nicht weiter davon berührt werde 
Gertrud. Das finde ich sehr begreiflichh. — 
Auguste. Dann muß ich Ihnen nöch das eine begreiflich 
mach en, daß Sie hier — nicht an Ihrem Platze sind. 
Gertrud. Doch, mein Fräulein. 
Auguste. Es scheint, daß Sie zum Scherzen aufgelegt sind, 
Madame, eine Stimmung, die ich keineswegs mit Ihnen theile. 
Gertrud, Sie haben Recht. Sprechen wir von ernsten Dingen.
	        
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