Volltext: Die Liebesproben

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Sechster Auftritt. 
Auguste (eine Rose im Haar und das Kleid geschmackvoll mit Baudschleifen versehen. 
Die Vorigen. * 
Auguste. Da bin ich, liebe Tante. Habe ich es Dir nun 
gemacht? 
Fr. v. Hammer. Zur Noth ja, doch ich begnüge mich. 
Augustte. Was hast Du, Papa, Du scheinst so erregt? — 
Reinerz. Nichts, nichts, Auguste. (Geht mit großen Schritten auf 
und ab).. . 
Fr. v. Hammer. Es ist ja natürlich, daß ein Vater nicht gleich⸗— 
giltig ist an dem Verlobungstage seines einzigen Kindes. 
Augu ste (Reinerz umarmend). Bester Vater, Du machst mich so 
glücklich! 
Reinerz. Ja mein Kind, das ist mein einziges Streben. 
Jo 
S8S8S8Siebeuter Auftritt. 
Gertrud. Die Vorigen. (Reinerz und Frau v. Hammer setzen sich im Hinter⸗ 
grunde rechts.) U 
„Gertrud. GAugusten umarmend). Welche Ueberraschung hast Du 
mir bereiteth B 
Auguste. Wirklich eine Ueberraschung? Hast Du nichts geahnt? 
Gertrud. Du bist eine kleine Sphyur und ich bin in flüchti— 
ges Weltkind, das nicht gewöhnt ist, Räthsel zu lösen. 3 
Auguste. Das will sagen, daß Du es nicht der Mühe werth 
gefunden hast, mir Deine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. 
Gertrud. Das will sagen, daß Du mich nicht würdig be— 
funden hast, mich durch Dein besonderes Vertrauen auszuzeichnen. 
Auguste. Zürnst Du mir, daß ich ein Geheimniß vor Dir hatte? 
JGertrud. Närrchen! Wie sollte ich auch? Hat doch jedes Herz 
sein Geheimniß, das es am liebsten in seiner tiefsten Kammet verbirgt. 
Aug uste. Wie, auch Du hättest etwas am Herzen? 
Gertrud. O nicht doch. Es ist schon lange wieder auf und 
avon. 
Auguste. Du hast geliebt — unglücklich geliebt? 
Gertrud. Geschwärmt, blos geschwärmt, wie alle jungen 
Mädchen. — Komm, setzen wir uns, und ich will Dir die traurige 
Geschichte erzählen. (Setzen sich linkß). I 
Aug uste. Ich bin sehr neugierig. »*— 
Gertrud. Also höre! Es war einmal ein Edelfräulein, das 
wohnte in einem reichen Palast und langweilte sich sehr. 
Auguste. Das ist wirklich traurig. 
Gertrud. Und da das Fräulein nichts Besseres zu thun hatte, 
so stand es am Fenster oft stundenlang und blickte hinab auf die 
Straße und in die Fenster der gegenüberliegenden Häuser.
	        
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