Volltext: Die Wölfe [42]

Elektrische, aber der Doktor und ich wurden mit unseren Säcken 
unter lebhaftem Protest wieder auf die Straße gesetzt. Jsmael 
fuhr voraus und sagte, daß wir der Straßenbahn entlang folgen 
sollten. Plötzlich teilten sich die Schienen. Wo weiter? Wir 
gingen natürlich falsch und betraten eine breite, baumbestan 
dene Proryenade. Glitzernde Schaufenster lockten mit dem gan 
zen raffinierten Luxus Europas. Geputzte Menschen, wie sie nur 
Großstädtekennen und züchten, drängten schwatzend und lachend 
durcheinander, schlanke Autos schoben sich mit leise zitternden 
Motoren langsam über den Asphalt, elegante Dogcarts und 
Equipagen rollten hinter prachtvollen Vollblutpferden — über 
all dem ein Duft von Parfüm und Blumen, sorgloses Lachen 
und Flirten — Klein-Paris mitten im Kaukasus. 
Lange warteten wir auf Jsmael und schämten uns ganz 
kindisch unserer Kartoffelsäcke. Das Leben machte wieder mal 
seine lächerlichste Fratze: ein königlich preußischer Leutnant 
mit einem schmutzigen Kartoffelsack auf dem Rücken mitten 
im Tifliser Mittagsbummel. 
Endlich kam Jsmael und brachte uns in ein überfülltes 
Hotel mit zahllosen Fliegen, Wanzen und Flöhen, am Rande 
des Mohammedanerviertels. Perser mit rasiertem Schädel, 
Tataren, Türken, Inder drängten in den schmalen Gassen 
und boten schreiend ihre Ware feil. Aus den Läden strömte 
betäubender Geruch von Früchten und Tee. Überall eine 
orientalische Sammlung von Farben und Schmutz. 
' Nach zwei Tagen hatte Jsmael vom russischen Generalstab 
durch Bestechung einiger Schreiber auf Grund unserer Pässe 
Scheine zum Betreten der kaukasischen Front erhalten. 
Um Mitternacht preßten wir uns in einen überfüllten Zug, 
um unsere angeblichen Trainwagen in Trapezunt zu suchen. 
Zwischen russische Offiziere eingeklemmt, die in den Türken 
krieg zogen, fuhren wir in die Nacht. 
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