Das alte Zauberwort „Germanen" hat seine Wirkung getan.
In einem warmen Zimmer werden die weichsten Kiffen
ausgebreitet. Wir sind bei Räubern. Bei Räubern, wie sie
in Büchern stehen und durch die Abende phantasiehungriger
Knaben huschen. Fünf Männer in der Vollkraft ihrer Jahre
haben sich gegen Menschheit und Gesetz verschworen und wachen
mit schußbereiten Gewehren in die dunkle Nacht, die vielleicht
jemand begünstigt, sich an das verrufene Räubernest heran
zuschleichen und einen Racheschuß durch das erhellte Fenster
zu jagen. Wilde, breitbrüstige Gesellen mit muskulösen
Armen, in den Gesichtern entschlossene Wildheit. Kreuzweise
über den Schultern und um die Hüsten laufen patronen
starrende Gürtel. Nicht eine Sekunde lassen sie die Gewehre
aus den Händen und stürzen in die tobende Gewitternacht,
wenn ein Hund anschlägt. Verfemte sind es, Ausgestoßene,
die zwei-, drei- und mehrfache Blutrache umlauert.
Der Jüngste ist gerade aus den Bergen gekommen, wo er
nach Stammesbrauch zwei Jahre in Klüften gehaust hat,
allein mit seiner Büchse, um das Räuberhandwerk zu lernen.
So ist dieses Volk. Paßt einem jungen Manne etwas nicht,
so geht er in die Berge, wird Räuber und lebt zwei, drei Jahre
fern jeglicher Behausung. Kehrt er zurück — wenn ihn nicht
eine rächende Kugel in die Schluchten geworfen —, so sagen
die Verwandten stolz: „Er ist Räuber gewesen." Dann ist
er ein ganzer Mann, raubt sich ein Weib und baut seinen Mais.
Am nächsten Tage strahlte wieder ein unglaublich blauer Him
mel über diesem sonderbaren Lande. Jsmael ist von der Rege
lung des Brautraubes noch nicht zurückgekehrt. Ich sitze wieder
am Fenster und schaue den wafferschöpfenden Frauen zu.
Wann, Rußland, brechen wir deine Ketten?
Mit verhängten Zügeln jagen Reiter über den Platz, hu
Galopp die Gewehre ladend. Wie Schatten huschen sie aus
LOS