Volltext: Die Wölfe [42]

stak Jsmaels Frau, die begreiflicherweise unserekwegen ihre« 
Mann nicht in Gefahren hinausschicken wollte. 
Jsmael sprach langsam, verlegen wie ein schuldbewußtes 
Kind unter dem ruhigen Blick des Doktors, der alles zu er 
rate» schien. 
„Morgen, ehe der Tag über die Berge steigt, fahren Sie 
nach N. zu meinem Vetter, der nach Beschluß des Inguschen- 
rates mit einem zweiten Vertrauensmann Sie zu den Türke» 
bringen soll. Es ist alles vorbereitet. Mit gefälschten Papieren 
fahren Sie, als russische Offiziers der wilden, kaukasische» 
Division verkleidet, über das Kaspische Meer nach Persien. 
In Persien ist nur eine gefährliche Strecke durch ein Räuber- 
gebiet, das Sie vielleicht umgehen können. Mein Vetter und 
sein Begleiter sind unsere Vertrauensmänner, die aus der 
Türkei Geld holen sollen, damit wir uns von den Kosaken 
für den Viehraub loskaufen können. Haben wir die Kosaken 
gewonnen, so überfallen wir mit ihnen zusammen die russische 
Infanterie, und wenn diese aufgerieben ist, kommt die Reihe 
an die Kosaken selbst. Ich kann Sie leider nicht begleiten, 
wegen dringender Familiensachen. Mein Reffe hat seine 
Braut geraubt, und ich muß die Parteien versöhnen. Sollte 
mein Vetter aus irgendeinem Grunde nicht an dem Plane fest 
halten, dann kommen Sie unbedingt zu mir zurück, und ich ver 
suche Sie über Trapezunt durch die russische Front zu bringen." 
Mehr sagte Jsmael nicht und legte zwei Paßblankette auf den 
Lisch. Wrwußten genug, packten nufere wenigen Sachen in einen 
alten Sack und waren froh, daß Allah sich so weit geregt hatte. 
Ein Leiterwagen polterte mit uns durch traumraunende 
Maisfelder. Bleich und fremd stand der Mond, über den Ber 
gen. Murmeltiere pfiffen sich Warnung zu. Auf einem hohen 
Plateau überraschte uns der Morgen. Mit roten Fingern 
tastete sich die Sonne über eine noch dunkle Gebrrgsmasse 
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