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Rhikos gab sich den Anschein, als merkte er
nicht ihre innere Bewegung. „Du wirst mich lieben!"
sagte er nach einer Pause bestimmt.
Ein Blick des Hohnes aus des entrüsteten Mäd
chens weitgeöffnetem Glutenauge traf den Frechen.
„Damit will ich nicht sagen, Dn wirst mich
reizend finden, mir mit grenzenloser Zärtlichkeit ent
gegen kommen. Was liegt daran! Deine Zärtlichkeit
kann ich entbehren — wenn ich Dich nur unter
worfen habe."
Aelia richtete sich, Stolz und Verachtung im
Blicke, empor, mit bebender Stimme sagte sie aber
dann, als ob plötzlich ein entsetzlicher Gedanke durch
ihre Seele gezogen wäre: „Ich weiß, Du kannst Zau
bertränke brauen! — O, die fürchte ich nicht — davor
weiß ich mich zu schützen. — Ja, ich will es Dir
nur gestehen: ich fühle stets eine Abneigung gegen
Dich — die sich nun in Verachtung verkehrt."
Rhikos zuckte zusammen, aber er kämpfte eine
innere Erregung des Zornes zurück.und sagte ruhig:
„So will ich Dich — so bist Du schön! — Ich liebe
Dich — Du hassest mich — ich bin des Sieges gewiß!"
Er entfernte sich mit raschen Schritten, während
Aelia verzweifelnd in ihre Kiffen sank.
:r.
Ein düsterer Oktoberabend brach eben herein;
ein wilder Herbststurm raste über die Wälder und riß
den ächzenden Bäumen den letzten Blätterschmuck von
ben gebeugten Häuptern.
In den Gemächern des Chiosks tobte der Sturm
der Leidenschaft; da wurden Bachanalien gefeiert,