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reich genau so aufzufassen, wie die Ungarn ihren Staat, als eine
durch die Geographie, die Geschichte und die wirtschaftlichen Ver
hältnisse unbedingt zur Einheit geschaffene und als Einheit zu
erhaltende Gemeinschaft der in dem Bereichs des Staates leben
den Völker. Mag diese Auffassung auch den gegenwärtigen
Strömungen gegenüber als veraltet, undemokratisch und allen
Forderungen des Nationalprinzips widersprechend dastehen, sie ist
und bleibt von dem Hähern Gesichtspunkt der Notwendigkeiten
Mitteleuropas aus doch die einzig richtige, und jeder Verstoß
gegen sie wird immer wieder zu politischen Verwicklungen führen,
die schlimmer wären, als die Jnnenreibungen, die sich im Lause
der Zeit gewiß einigermaßen abschwächen lassen. Auf die Phraseo
logie einer vorübergehenden Zeitanschauung ist nichts zu geben,
angesichts der unverbrüchlichen Gesetze, nach denen die mittel
europäische Menschheit sich organisieren muß, um ihrer einheit
lichen Kulturaufgabe von Nordeuropa bis nach Vorderasien und
nach Mittelafrika hinein genügen zu können. Diese Aufgabe schließt
es aus, daß in der Mitte der großen Gemeinschaft statt eines
starken Herzstückes eine lockere Zerfallseinrichtung Platz finden
dürfte.
Wichtiger als vorübergehende Zeitanschauungen, die sich für
das Ende aller Weisheit halten, und wichtiger als die Sonder
wünsche aufgehetzter Kleinvölker, ist das Lebensinteresse der
200 Millionen Menschen.Mitteleuropas, die in fester Organisation
geschlossen bleiben müssen, um in den Zukunstskämpfen zwischen
den Riesenweltmächten den Spielraum für die freie Entwicklung
des echten Europäertums zwischen Amerikanern, Asiaten und Halb
asiaten zu behaupten. Diesem höhern Gesetze haben sich die
kleinen Kräfte, die Mitteleuropas Mitte zerspalten und sprengen
möchten, zu unterwerfen — gerade im Namen der Kultur und
der Menschheit. Ohne die feste Organisation Mitteleuropas ist
das Europäertum verloren.