Volltext: Sterbende Welt

Elftes Kapitel. 
Neuseeländische Sonderlinge. 
—X Aufenthalt im Urmaoriland war mein tiefstes Erlebnis 
XAauf Neuseeland. Ich hatte hier nicht nur Einblick in eine 
dem Untergange geweihte, edle Rassenkultur eines Naturvolkes 
gewonnen, sondern auch die heimische Tierwelt, die hier noch in 
paradiesischer Sorglosigkeit in ausgedehnten Urwäldern hauste, so 
genau studieren können, wie dies vor und nach mir wohl wenigen 
beschieden gewesen ist. Ich will nur von den seltsamsten Tieren das 
Merkwürdigste erzählen. 
Ein Sonderling unter den Vögeln Neuseelands ist der Kiwi, 
von dem mir vier Arten bekannt sind. Ein Strauß von der Größe 
eines großen Haushuhns, von gedrungenem Körperbau, mit 
kräftigen, krallenbewehrten Füßen, einem langen, säbelartig ge— 
krümmten Schnabel, an dessen Ende vorzüglich entwickelte Riech— 
organe sitzen, mit ganz verkümmerten, kaum sichtbaren Flügel— 
rudimenten und bedeckt mit haarähnlichen braunen oder grau— 
braunen Federn. 660 
Als ich nach Neuseeland kam, wußte man die Geschlechter dieses 
seltenen Vogels noch nicht mit Gewißheit zu unterscheiden und 
hatte noch wenig Kenntnis von seiner Lebensweise. Meine lang— 
jährigen Beobachtungen dieser Tiere, an die ich viel Zeit und 
Geld gewendet habe, lassen eine lückenlose Beschreibung aller Arten 
zu. So fand ich, daß der Ruf des Weibchens ein ganz anderer ist 
als der des Männchens; dieser gleicht einem schrillen Pfiff, etwa 
wie „Kiwii“, jener dagegen dem Quaken eines Frosches. 
Als Einsiedler, ungesellig, streift der Kiwi fast das ganze Jahr 
durch die Wälder. Bei Tag schläft er in Höhlen, die meist unter 
Bäumen angelegt sind; nach Sonnenuntergang kommt er heraus, 
um Nahrung zu suchen. Bedächtig schreitet er im Dunkel auf
	        
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