Volltext: Der Weg zum Siege. Ansprache, gehalten bei der Kriegsprozession vom 25. April 1915 in der Stadtpfarrkirche in Linz (etc.)

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Zusammenstürzen. Da nimmt Dich das Gebet leise bei der Hand 
und führt Dich hinauf auf Kalvaria. 
Hat Gott nicht größere Opfer gebracht als jetzt von Dir 
verlangt werden? „So sehr hat Gott die Welt geliebt, 
daß er seinen eingeborenen Sohn hingab, damit alle, 
die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das 
ewige Leben haben." (Joh. 3.16.) 
Und Christus Jesus, ist er nicht gestorben und gefallen 
für nichtswürdige Menschen, für seine erbittertsten Feinde, von 
denen Ungezählte ihm seine unendliche Liebe und Barmherzig¬ 
keit mit ewigem Haß und Fluch vergelten werden? O, wie 
düster und undankbar ist der Todesgang Jesu gewesen! Unsere 
Lieben aber sind gefallen für den edlen Kaiser, um den uns 
die ganze Welt beneidet, gefallen für das schöne, heißgeliebte 
Vaterland, von dem sie und wir die größten Wohltaten schon 
empfangen haben. Und Kaiser und Vaterland danken und 
lohnen ihnen ihre Opfertreue mit innigster Liebe und Verehrung. 
Auf den Heiland haben Leiden und Todesnot nicht das 
geringste Anrecht gehabt, er hat sich ganz freiwillig, aus Liebe 
Zu uns, dem blutigsten Martyrium unterzogen. Unsere Lieben 
aber waren wie wir alle zum Leiden geboren, haben wie wir 
alle Leiden verdient und waren wie wir alle schon längst 
Zum Tode verurteilt. Es ist ihnen kein Unrecht geschehen. 
Auch an uns kann das Todesurteil in jedem Augenblick voll¬ 
zogen werden, ohne daß wir uns über Ungerechtigkeit beklagen 
dürften. Um wie viel lichter und leichter erscheint uns das 
Sterben der Unsrigen, wenn wir betend unterm Kreuze Christi 
knien! 
Und wenn es uns schwer fällt, daß wir unseren teuren 
Gefallenen nicht wenigstens die letzten Liebesdienste haben er¬ 
weisen, nicht die letzten Wünsche haben erfüllen können und 
ihre gebrochenen Augen nicht haben schließen dürfen, das gläu¬ 
bige Gebet flüstert uns die Frohbotschaft von der Gemeinschaft
	        
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