Volltext: Zur Naturgeschichte der Land- und Süsswasserschnecken von Kremsmünster

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Das Clausilium ist ein äußerst zartes und zierliches Gebilde. Es ist 
sehr spröde, porzellanartig, weiß, theilweise durchsichtig mit glatter, sehr 
glänzender Oberfläche. Man unterscheidet daran zwei Theile; nach außen 
die Platte, nach innen den elastischen Stiel. Die Platte ist sehr verschie¬ 
den gestaltet, die Seitenränder sind mehr oder weniger rinnenförmig zu¬ 
sammengebogen. Der Stiel ist, solange das Thier lebt, sehr elastisch, nach 
dem Tode sehr spröde. Er ist nach der Spindel gedreht und entspringt 
ungefähr 360° von der Mündung entfernt an der Spindel, während die 
Platte das Gehäuse ungefähr 180° innerhalb der Mündung abschließt. Zieht 
sich das Thier in die Schale zurück, so biegt sich der Stiel des Clausi- 
liums zusammen, und die Platte verschließt an der Mondfalte das Gehäuse, 
tritt dasselbe aus der Mündung hervor, so schiebt es mit dem Rücken 
die Platte in die Nische. 
Es ist erklärlich, dass dieses merkwürdige und äußerst zierliche Schließ- 
knöchelchen schon im Jahre 1743 Daubenton bekannt war, 1805 von 
Draparn a ud mit dem Namen Clausilium bezeichnet wurde und als charakte¬ 
ristisches Merkmal der von letzterem aufgestellten Gattung Clausilia zu 
gelten hat. 
Clausilia (Clausiliastra, v. Möllendorf) laminata, Montagu. 
Das Gehäuse, dessen Höhe meist 16 bis 19mm und Breite 4mm er¬ 
reicht, ist spindelförmig, etwas bauchig, nicht schlank, mit stumpfer Spitze 
und besitzt 10 bis 12 schwach gewölbte Umgänge, welche anfangs sehr 
langsam, dann aber rascher an Höhe so anwachsen, dass der letzte unge¬ 
fähr J/3 der Gesammtlänge erreicht. Neben dem Nabelritze liegt ein kleiner 
Höcker. Die Mündung ist eibirnförmig, innen roth- oder gelbbraun, mit 
einem stärkeren oder schwächeren Gaumenwulst. Der Mundsaum ist ver¬ 
bunden, etwas zurückgebogen und weiß gesäumt. Die Oberlamelle ist 
kurz, sehr dünn und endet nach hinten in dem Räume zwischen Spiral- 
und Unterlamelle. Die Unterlamelle ist lang und breit, vor der Mündung 
stark aufgebogen und verläuft dann abwärts in den Mundsaum. Die 
Spirallamelle fällt nach vorne langsam, nach rückwärts rasch ab. Die 
Spindelfalte tritt bis an die Mündung vor. Die Normalzahl der Gaumen¬ 
falten, welche auf dem Nacken als gelbe Striche deutlich durchschimmern, 
ist vier. Die erste Gaumenfalte ist am längsten, läuft mit der Naht parallel 
und reicht bis zum Gaumenwulst; die zweite ist kurz und convergiert mit 
der ersten nach rückwärts; die dritte ist ebenfalls kurz und läuft parallel 
mit der Spindel; die vierte ist sehr kurz, liegt dicht an der Spindel, ist 
oft schwach ausgebildet oder fehlt ganz. Eine Mondfalte ist nicht vor¬ 
handen. Das Clausilium ist breit, etwas rinnenförmig gebogen, vorne und
	        
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