Volltext: England und der Kontinent

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Banne der Formen der guten Gesellschaft. Man spricht 
nicht ohne Rückhalt, man hebt das Angenehme hervor. 
Die Presse, auch wenn sie frei und unabhängig, bringt 
meist die herrschende Strömung zum Ausdruck; ist sie gar 
vertrustet, so stiftet sie Schaden, ihr Urteil hat nur tak 
tischen wert und ihr geschäftliches Interesse weist sie aus 
die mit Feindseligkeit gepflasterte Straße der Sensationen. 
Line Besserung erscheint demnach nur aus der Mitte der 
denkenden Volksklassen beider Teile möglich. Das nun gibt 
dem Briefe des Herrn v. G. seinen besonderen wert, wie 
es auch in der vorliegenden Schrift geschah, unterscheidet 
Herr v. G. zwischen Eingeweihten und Gutgläubigen in 
England. Er vermittelt uns in dankenswerter weise die 
Ansichten der letzteren. Ob sie vor der Kritik bestehen, ist 
eine zweite Frage, jedenfalls aber hörten wir Stimmen 
aus Kreisen, welche, nicht von taktischen Zielen und ver 
meintlichen nationalen Pflichten befangen, die Wahrheit 
suchen, heilsam wäre es, wenn auch von englischer Seite 
gutgläubige Deutsche und Angehörige der Habsburger 
Monarchie befragt und abgehört würden. Auf diese Art 
würde die Frage aus dem Dunstkreise halber Erkenntnis 
und ganzen Mißtrauens herausgenommen, die wirklichen, 
sonst fast unerwähnt bleibenden Streitpunkte würden klar, 
könnten sachlich erörtert werden und die Friedensfreunde 
fänden erleichterte Arbeit. 
Ls ist kein Zufall, daß gerade in Österreich ein 
solcher Versuch zuerst auftritt. Obwohl bei der Balkankrise 
durch die englische Politik schwer geschädigt und noch 
schwerer beleidigt, vergessen wir nicht, daß wir, einem Völker 
staate angehörend, nicht gewohnt sind, uns — nach in 
sularer weise — im Alleinbesitz der Wahrheit zu wähnen. 
Nachdem unserer Überzeugung ein unzweideutiger Ausdruck 
gegeben wurde, mag das Kompromiß zu seinem Rechte gelangen.
	        
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